Herschel und Planck:Teleskope der Superlative

Europa startet zwei seiner ehrgeizigsten Weltraummissionen: Herschel ist das größte Weltraumteleskop der Welt. Planck wird mit bislang unerreichter Präzision arbeiten.

Mit den Weltraumteleskopen Herschel und Planck wollen die Europäer Licht in die Entstehung des Universums bringen. Das Teleskop-Tandem soll am Donnerstag an Bord einer Ariane-Rakete ins All geschossen werden und die schon faszinierenden Einblicke des in die Jahre gekommenen Hubble-Teleskopes in den Schatten stellen. "Wir werden die Grenzen der Weltraumastronomie verschieben", jubelt die federführende Europäische Weltraumagentur ESA.

Herschel und Planck: Herschel, hier in einer Computergrafik zu sehen, wird am Donnerstag zusammen mit Planck starten.

Herschel, hier in einer Computergrafik zu sehen, wird am Donnerstag zusammen mit Planck starten.

(Foto: Foto: ddp)

Herschel ist das bisher größte Infrarot-Weltraumteleskop. Sein Hauptspiegel misst im Durchmesser 3,5 Meter - fast eineinhalb mal so viel wie der des US-Teleskops Hubble, das gerade durch die Crew der Raumfähre Atlantis eine letzte Generalüberholung erhält.

Herschel soll laut ESA die Geburt und Entwicklung früher Sterne und Galaxien bis vor zehn Milliarden Jahren beobachten, deren Licht erst jetzt bei uns ankommt. Der rund eine Milliarde Euro teure Satellit, zu dem auch das Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching bei München beigetragen hat, kann aber auch extrem kalte Objekte in unserer Milchstraße erforschen, etwa Staubwolken oder interstellare Gase, aus denen sich Sterne und Planeten bilden.

Herschels Schwesterteleskop Planck wird das "Echo des Urknalls" vermessen. Es detektiert Mikrowellenstrahlung, die noch aus der Anfangszeit des Universums stammt. Winzige Temperatur-Unterschiede in dieser Strahlung sind sozusagen die Keimzellen aller heute im Universum vorhandenen Objekte.

Die Instrumente könnten "15-mal mehr Informationen über Ursprung, Evolution und Zukunft des Universums liefern als alle Vorgängermissionen", erklärt die ESA. Aus den Messungen von Planck soll eine neue "Himmelskarte" erstellt werden, um die Struktur des Universums besser zu verstehen: Wie es sich seit dem Urknall ausdehnt, wie es sich eines Tages wieder zusammenziehen könnte und was die Natur der rätselhaften dunklen Materie ist, die ein wesentlicher Bestandteil des Alls ist, aber bisher nur theoretisch erschlossen ist.

Für die Messungen müssen die Detektoren von Planck bis auf eine Temperatur von 0,1 Grad über dem absoluten Nullpunkt heruntergekühlt werden. Sie werden damit "der kälteste Punkt des Universums" sein, erklärt die ESA. Das sei nötig, damit das Teleskop extrem schwache Temperaturschwankungen aus der ersten Zeit des selbst sehr kalten Weltalls erfassen könne. Die Entwicklung von Planck hat 600 Millionen Euro gekostet. Auch Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching waren daran beteiligt.

Herschel soll mindestens drei Jahre arbeiten, das Planck-Teleskop 15 Monate. Denn das zur Kühlung nötige Helium verdampft mit der Zeit. Anders als bei Hubble wird es eine Verlängerung der Mission nicht geben. Die Entfernung der europäischen Teleskope von der Erde ist zu groß, um per Raumschiff kurz ein Reparaturteam vorbeizuschicken.

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