Hepatitis B:Amazonas-Volksgruppe fürchtet auszusterben

Im Norden Perus grassiert Hepatitis B. Die Regierung rief den Gesundheits-Notstand für die Region aus.

Die Volksgruppe der Candoshi aus dem Amazonas-Regenwald in Peru ist nach eigenen Angaben durch Hepatitis B mittlerweile vom Aussterben bedroht. "Mein Volk leidet, wir sind in Gefahr auszusterben", warnte Candoshi-Sprecher Venancio Ucama Simon am Dienstag. Nach Angaben der Candoshi grassiert die Virus-Erkrankung seit dem Jahr 2000.

Candoshi-Chef Venancio Ucama Simon

Candoshi-Sprecher Venancio Ucama Simon fürchtet um sein Volk.

(Foto: Foto: dpa)

Ucama warf den Gesundheitsbehörden jahrzehntelange Nachlässigkeit beim Umgang mit Hepatitis B und anderen schweren Krankheiten vor. Auch andere indigene Volksgruppen wie die Shapra, die Awajun, Achuar und Huambisa seien in Gefahr. Sie alle leben in der entlegenen Provinz Datem del Marañón im Norden des Landes.

Kurz nach Ucamas Auftritt kündigte Perus Gesundheitsminister Oscar Ugarte auf einer Pressekonferenz an, die Regierung werde den Gesundheits-Notstand in der Region ausrufen, um die Krankheit unter Kontrolle zu bringen. Es sollten Geld und Personal bereitgestellt werden, um die Bevölkerung in der Region gegen die Krankheit zu impfen.

Seit 2000 seien bei den Candoshi bereits 80 Menschen an Hepatitis B gestorben, sagte eine zu der Volksgruppe gehörende Krankenschwester. Die Krankheit sei in den 1990er Jahren ausgebrochen, als ein Öl-Konzern die Gegend erforscht habe. "Vorher gab es die Krankheit bei uns gar nicht."

Noch immer gebe es keine verlässlichen Statistiken zur Zahl der Infizierten in ihrer Volksgruppe. Die aktuellste Statistik stamme aus dem Jahr 2000, hier seien 169 Infektionen verzeichnet. Ucama zufolge sind die hohen Kosten der Hepatitis-B-Behandlung ein Grund für die Nachlässigkeit der Behörden. Zu der Volksgruppe zählen heute noch rund 2400 Menschen.

Hepatitis B ist einer der wichtigsten Erreger von Leberentzündungen beim Menschen. Es kann zu Leberzirrhose und -krebs führen. Das Virus wird typischerweise durch Blut oder Geschlechtsverkehr übertragen. Die Weltgesundheitsorganisation riet schon 1992 dazu, die Hepatitis-B-Impfung in nationale Routineimpfprogramme aufzunehmen.

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