Handelspolitik:Chinas Elefantenliebe

Handelspolitik: Ein Polizist bewacht in Peking beschlagnahmtes Elfenbein, bevor dieses zerstört wird.

Ein Polizist bewacht in Peking beschlagnahmtes Elfenbein, bevor dieses zerstört wird.

(Foto: Fred Dufour/AFP)

Peking will den Elfenbeinwahn im eigenen Land endlich stoppen. Dabei geht es weniger um die Tiere als um das Image der Nation.

Von Kai Strittmatter

China. China. China. Drei Antworten auf die Frage, wo all das Elfenbein hingeht. Das war nicht immer so. Noch in den 1980er-Jahren hießen die drei Top-Käufer: Japan, Europa, USA. Doch das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen CITES unterband 1990 den Export in diese Märkte. Sie brachen zusammen. Im Wirtschaftswunderland China aber wuchs derweil eine neue Mittelschicht heran und eine Klasse von Neureichen, die nach Statussymbolen verlangte und sich an jene Dinge hielt, die früher der Aristokratie vorbehalten waren. Elfenbein gehörte dazu. 2008 war ein schlechtes Jahr für Afrikas Elefanten: In dem Jahr erlaubte CITES den Export von 62 Tonnen Elfenbein nach China - im Gefolge dieser Aktion explodierte die Nachfrage. Und heute ist es so: "Der Schlüssel zur Zukunft der Elefanten liegt in den Händen Chinas", heißt es in einem Bericht der Stiftung Save the Elephants. "Wenn Chinas Führung der Nachfrage kein Ende setzt, dann könnten Afrikas Elefanten innerhalb von einer Generation aus der Wildnis verschwinden".

Die Chinesen stehen zu Recht in dem Ruf, für mehr als nur eine Tierart die größte Bedrohung zu sein

Die gute Nachricht: Es geschieht etwas. Das Bewusstsein für das Schicksal der Elefanten erwacht. Prominente wie der Basketballstar Yao Ming mahnen, kein Elfenbein mehr zu kaufen: Auf Plakatwänden in der Hauptstadt sieht man ihn schockiert zwischen den Kadavern gewilderter Elefanten. Und die Regierung hat versprochen zu handeln. Endlich. Früher beschlagnahmte und verbrannte sie zwar regelmäßig Ladungen von Elfenbein. Das aber war kaum mehr als PR. Die schnell wachsenden Elfenbeinverkäufe im Land offenbarten die Hilflosigkeit oder aber den Unwillen, effektive Maßnahmen zu ergreifen. Ihr Image in der Welt wird den Chinesen jedoch immer wichtiger. Sie stehen bislang zu Recht im Ruf, als Sammler (Elfenbein), abergläubische Patienten (Rhinozeroshorn und Tigerpenis) oder Gourmets (Schuppentierfleisch) die größte Bedrohung für mehr als eine Tierart zu sein. Ende Mai also verkündete Peking zum ersten Mal, dass China auch dem legalen Handel mit Elfenbeinprodukten ein Ende setzen wolle. Darauf warten Tierschützer seit Jahren. Doch Eile ist geboten. Das Angebot ist so stark gewachsen, dass die Preise für rohes Elfenbein in China sich zwischen 2010 und 2014 vervierfachten. Existierten im Jahr 2004 neun staatlich lizenzierte Fabriken und 31 Läden für die Verarbeitung und den Verkauf von Elfenbein, waren es zehn Jahre später 37 Fabriken und 145 Läden. Und allein in Shanghai gibt es für jede legale Elfenbeinverkaufsstelle acht illegale. Selbst die Mehrzahl der registrierten Läden hat auch illegal erworbenes Elfenbein im Angebot. Das war eine zentrale Enthüllung des Ende 2014 vorgestellten Berichts von Save the Elephants. Deshalb muss aus Sicht der Tierschützer auch der legale Handel verboten werden - wie China es im Mai versprochen hat. Es gibt aber eine gute Portion Skepsis. Und vielleicht ist es kein Zufall, dass die Ankündigung jenen Vorwürfen folgte, die für Chinas Diplomatie besonders peinlich waren. Im November 2014 hatte die Environmental Investigation Agency von einer angeblichen Kooperation zwischen korrupten Beamten Tansanias und chinesischen Diplomaten berichtet (siehe Artikel oben).

Peking sieht jedenfalls, dass es Zeit ist, in sein Image zu investieren. Diese Woche spendete das Land Ausrüstung im Wert von zwei Millionen Dollar für den Kampf gegen Wilderei in Simbabwe. Auch hier fällt das Timing auf: Die Spende kommt kurz nach dem weltweiten Aufruhr um den Tod des Löwen Cecil. Das Tier wurde in Simbabwe erlegt - von einem amerikanischen Zahnarzt. Jetzt darf China mal der Gute sein.

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