Grundlagenforschung:Milliarden für die Kernfusion

In Paris wurde der Vertrag für den internationalen Forschungsreaktor Iter unterzeichnet. An dem Projekt sind neben den USA und der EU auch Russland, China, Japan, Indien und Südkorea beteiligt.

Die Projektpartner kamen überein, den fünf Milliarden Euro teuren Reaktor im südfranzösischen Cadarache zu errichten. Er soll 2016 in Betrieb gehen, 20 Jahre laufen und dabei zum ersten Mal Wasserstoffatome so verschmelzen, dass dabei mehr Energie frei wird, als der Betrieb des Reaktors verbraucht.

Der französische Präsident Jacques Chirac sagte bei der Vertragsunterzeichnung im Elysée-Palast, bei Iter arbeiteten Wissenschaftler im Interesse der ganzen Menschheit zusammen.

Die Kernfusion solle es ermöglichen, "aus einem Liter Meerwasser so viel Energie zu ziehen wie aus einem Liter Erdöl oder einem Kilogramm Kohle". EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso erklärte, mit Iter stellten sich die Partner der "doppelten Herausforderung" der Energiesicherheit und des Klimawandels.

Der geplante Reaktor bleibt allerdings ein Forschungsprojekt, er ist nicht darauf angelegt, Strom zu erzeugen. Das soll erst einer Nachfolgeanlage nicht vor Mitte des Jahrhunderts gelingen.

Der bislang größte Erfolg der Fusionsforscher war in den neunziger Jahren eine Verschmelzungsreaktion an der Forschungsanlage "Jet" in England, die mehrere Sekunden lang die Wasserstoffisotope Deuterium und Tritium zum Edelgas Helium umgewandelt hatte.

Dazu müssen die Eingangsprodukte bis zum Glühen erhitzt und von starken Magneten in der Luft schwebend konzentriert werden. Beide Brennstoffe müssen für den Betrieb von Iter erzeugt werden. Deuterium, also Wasserstoffkerne mit einem Proton und einem Neutron im Kern, lässt sich aus Wasser gewinnen. Das radioaktive Tritium, das zwei Neutronen im Kern hat, muss Iter selbst aus Lithium erbrüten.

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Ein Gramm reinen Brennstoff könnte nach Angaben des an Iter beteiligten Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik in Garching bei München 90.000 Kilowattstunden Energie freisetzen - die Verbrennungswärme von elf Tonnen Kohle.

Um Iter nach Europa zu holen, hatte die EU Japan zugesagt, dort zehn Prozent des Materials zu kaufen. Von den Baukosten übernimmt die EU 1,7 Milliarden Euro. Hinzu kommt die spätere Betriebsphase, für die weitere fünf Milliarden Euro veranschlagt sind.

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