Grundlagen:Altes neues Fernsehen

Deutschland hat in Sachen HDTV Nachholbedarf. Die technischen Grundlagen des neuen Fernsehstandards und was das alles für die Zuschauer bedeutet.

Franziska Walser

HDTV steht für High Definition Television, also hochauflösendes Fernsehen, und soll langfristig den bisher gültigen PAL-Standard ablösen. Die Hersteller versprechen superscharfe Konturen, satte Farben, mehr Details und enorme Tiefenschärfe.

fernseher ifa, ddp

Mehr Brillanz und Tiefenschärfe versprechen die Hersteller von HDTV Bildschirmen.

(Foto: Foto: ddp)

Dr. Martin Emele, Mitglied der Geschäftsleitung bei ProSieben, spricht sogar von einem "Quantensprung des Fernsehens", der mit der Einführung des Farbfernsehens vor mehr als 40 Jahren vergleichbar sei.

Wie funktioniert die Technik und was bringt sie?

Die Qualität eines Fernsehbildes hängt vor allem von zwei Faktoren ab: Von der Auflösung, die die Schärfe und den Detailreichtum der Bilder bestimmt, und von der Bildfrequenz, die darüber entscheidet, ob das Bild flimmert oder nicht.

Die höhere Qualität entsteht durch eine Kombination aus höherer Zeilen- bzw. Pixelzahl, Übertragungsfrequenz und Übertragungsmethode.

Zeilenzahl: Die beiden HDTV-üblichen Bildauflösungen sind 1280 × 720 Pixel und 1920 × 1080 Pixel, im Vollformat. Das Seitenverhältnis des Bildes beträgt 16:9

Bildfrequenz: Es ist noch nicht abzusehen, ob sich für HDTV in Deutschland das Halbbildverfahren oder 1080i (interlaced) oder das Vollbildverfahren 720p (progressive) durchsetzen wird. Deshalb ist es wichtig, dass neu gekaufte Geräte mit beiden Standards zurechtkommen. Das ist etwa bei Geräten mit dem "HD-ready" Siegel der Fall.

Übertragung: Weil die höhere Qualität von HDTV auch mehr Übertragungskapazität verbraucht, läuft die Übertragung bisher vor allem über Satellit. In Zukunft soll HDTV aber auch über das Kabelnetz angeboten werden.

Vergleich: Der seit den Sechzigern bis heute gültige PAL-Standard hat eine Auflösung von 720 x 576. Die Bildfrequenz liegt bei 50 Hz, das heißt es werden 50 Halbbilder bzw. 25 Bilder pro Sekunde gesendet (Halbbildverfahren). Die Bildschärfe ist bei HDTV damit bis zu fünfmal höher als bei PAL.

Altes neues Fernsehen

Nicht nur Auflösung, Bildfrequenz und Übertragung beeinflussen die Bildqualität bei HDTV, sondern auch die Aufnahme: Sendungen, die mit HD-Kameras gefilmt wurden, sehen auf dem Bildschirm wesentlich schärfer aus, als solche, die mit herkömmlichen Kameras gefilmt und anschließend hochgerechnet werden. Für maximalen HD-Genuss müssen sich in Deutschland also nicht nur die Zuschauer auf andere Geräte umstellen, sondern auch die Anbieter.

HD - Jetzt aber wirklich

Neu ist das alles nicht: Bereits Ende der Achtziger Jahre wurde in Europa mit einer milliardenschweren Förderung der EG ein erster Anlauf gemacht, HDTV als Standard einzuführen.

Diese Bemühungen scheiterten letztendlich am hohen Anschaffungspreis für die HD-Empfangsgeräte und den fehlenden HDTV-Inhalten. Außerdem gab es noch keine HD-fähigen Bildschirme und man setzte auf den nicht zukunftsfähigen analogen Empfang.

Andere Länder waren da schneller. In den USA etwa müssen die Sender schon lange auf staatlichen Druck hin einen Teil ihres Programms in HDTV senden. Dort werden auch schon viele Spielfilme und TV-Serien wie "Desperate Housewives" bereits in HD produziert. Auch in Japan und anderen asiatischen Ländern ist HDTV schon seit mehreren Jahren fester Bestandteil der Fernsehlandschaft.

In Deutschland kommt seit zwei Jahre mit dem Boom der Flachbildschirme und dem einheitlichen HD-ready-Label wieder Schwung in den HD-Markt. Pro7, Sat 1 und Premiere senden zum Teil in HD Qualität und mit Euro 1080 gibt es auch schon einen reinen HD-Sender.

Ein wirklicher "Boom" ist allerdings auch nach der WM noch nicht feststellbar. Einziger Trost der Hersteller: Auch das Farbfernsehen benötigte etwa sieben Jahre, bis es sich in Deutschland etabliert hatte.

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