Grüne Gentechnik:Angst vor der Genknolle

Mit ihrer Zulassung der Genkartoffel Amflora hat die EU-Kommission gegen den erklärten Willen der Bevölkerung entschieden. Das führt zu Verunsicherung und Ablehung.

Daniela Kuhr

Die Genkartoffel Amflora hat es geschafft. 13 Jahre lang hatte sich der BASF-Konzern vergeblich um eine Zulassung bemüht, doch von sofort an darf die Kartoffel kommerziell in der EU angebaut werden. Das hat die EU-Kommission am Dienstag entschieden - und damit lautstarke Proteste ausgelöst: bei Umweltaktivisten, aber auch bei Bürgern. Denn die Behörde hat gegen den erklärten Willen der Bevölkerung entschieden. Der Beschluss zeigt: Die europäische Politik zur grünen Gentechnik, also dem Bereich, der sich mit Pflanzen befasst, steckt in einem Dilemma.

Was die Politiker "oben" entscheiden, deckt sich nicht mit dem, was die Menschen "unten" empfinden. Oben hat man Regeln erlassen, um die grüne Gentechnik möglichst gefahrlos zu befördern. Europa gibt sich technikfreundlich und weltoffen. Unten aber wächst der Widerstand.

Gentechnik-Kritiker warnen vor Gefahren für Mensch und Umwelt, wenn Pflanzen sich unkontrolliert ausbreiten. Speziell die Genkartoffel gefährde zudem die Gesundheit, weil sich angeblich Resistenzen gegen Antibiotika bilden könnten. Natürlich machen sich Bürger, die das hören, Sorgen. Da nützt es auch nichts, dass die zuständige EU-Behörde Efsa mehrfach die Sicherheit geprüft hat. Denn diese Behörde hat den Ruf, ausgesprochen industriefreundlich zu sein. Kann man ihr vertrauen? Wie soll der normale Mensch das wissen? Verunsicherung führt zu Ablehnung.

Aus dem Dilemma gibt es nur einen Ausweg. Das Zulassungsverfahren muss komplett neu gestaltet werden. So, dass es über jeden Zweifel erhaben ist. Nur dann hat die Gentechnik in Europa eine Chance. Politik gegen Bürger zu machen, ist jedenfalls keine Lösung.

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