Grönland:Geografen entdecken riesige Schlucht

Jedes Fleckchen der Erde scheint längst kartiert zu sein. Doch eine Schlucht von gigantischem Ausmaß war bis vor kurzem unbekannt. Sie verbirgt sich unter dem grönländischen Packeis.

Von Christian Weber

Der Canyon ist mindestens 750 Kilometer lang, an einigen Stellen bis zu 800 Meter tief und bis vor kurzem war er niemandem aufgefallen. Was nicht wirklich überraschend ist, denn schließlich ist die Mega-Schlucht seit einigen Millionen Jahren von kilometerdickem Eis bedeckt. Doch nachdem britische und deutsche Forscher sowie Experten der Nasa die Region über Jahrzehnte mit speziellem Bodenradar abgescannt und die Daten analysiert haben, steht es nun fest: Auf Grönland befindet sich eine der größten Schluchten der Erde, länger als der amerikanische Grand Canyon mit seinen 450 Kilometern (Science, Bd. 341, S.997, 2013).

"Mit Google Streetview für viele Städte und mit Karten für alles von der Bevölkerungsdichte bis zur Glücksverteilung könnte man annehmen, dass die Landschaften der Erde vollständig erforscht und kartiert seien", sagt der Hauptautor der Studie, der Geograf Jonathan Bamber von der University of Bristol. "Unsere Forschung zeigt, dass noch viel zu entdecken ist."

Die noch namenlose Schlucht beginnt im Zentrum der Insel und zieht sich dann in vielen Kurven weiter bis zur nördlichen Küste, wo sie in einem tiefen Fjord im arktischen Ozean endet. Die Forscher vermuten, dass heute über diese riesige Rinne subglaziales Schmelzwasser abfließt. Doch vermutlich sei dieses riesige Flusssystem bereits entstanden, als noch gar kein Eis Grönland bedeckte, also vor mindestens vier Millionen Jahren.

So hoffen denn die Wissenschaftler, dass die neue Entdeckung auch zum besseren Verständnis der geologischen Vergangenheit der Insel beiträgt.

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