Grippedaten:"Wesentlich bessere Lage"

Gegenüber der Vogelgrippe haben Forscher aktuell einen entscheidenden Vorteil: Die Daten zur Schweinegrippe sind leichter zugänglich - dank einer wissenschaftlichen Initiative.

Berit Uhlmann

Hunderte Wissenschaftler haben sich in der Global Initiative on Sharing All Influenza Data (GISAID) zusammengeschlossen, um den Austausch von Daten über Influenza-Erkrankungen zu verbessern. Die nicht kommerziell arbeitende Vereinigung wurde im August 2006 gegründet. Thomas Lengauer vom Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken ist eines der Mitglieder.

Grippedaten: Thomas Lengauer ist einer der Wissenschaftler, die sich um die Veröffentlichung der Influenza-Daten kümmern.

Thomas Lengauer ist einer der Wissenschaftler, die sich um die Veröffentlichung der Influenza-Daten kümmern.

(Foto: Foto: o.H.)

sueddeutsche.de: Herr Professor Lengauer, als die Vogelgrippe ausbrach, war es für die Forscher schwierig, Daten über die Krankheit zu erhalten. Wie ist die Lage beim aktuellen Influenza-Ausbruch?

Lengauer: Bei früheren Ausbrüchen der Vogelgrippe waren die Daten über die entsprechenden Viren nur schwer aus den betroffenen asiatischen Ländern zu bekommen. Für die Erforschung weltumspannender Krankheiten sind aber Daten aus allen Regionen nötig - über den Erreger, seine Verbreitungswege und die Krankheitsverläufe. Heute sind wir in einer wesentlich besseren Lage. Die vor einigen Jahren nach Ausbruch der Vogelgrippe gegründete Initiative GISAID genießt gerade in Ländern der Dritten Welt hohes Vertrauen, so dass uns Mexiko die krankheitsrelevanten Daten zur Verfügung stellen wird.

sueddeutsche.de: Haben Sie auch Daten aus den USA?

Lengauer: Ja, die amerikanische Gesunheitsbehörde hat als Erste ihre gesamten Daten in unsere Datenbank eingespeist.

sueddeutsche.de: Welche Schlüsse lassen diese Daten zu?

Lengauer: Einige Teile des Virusgenoms erinnern an Sequenzen von Viren amerikanischer Schweine und solcher aus dem eurasischen Raum sowie von Truthähnen. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich das genetische Material von Viren aus verschiedenen Tieren vermischt hat. Es ist aber noch zu früh, endgültige Schlüsse zu ziehen.

sueddeutsche.de: Wie ist die Nachfrage nach Ihren Daten?

Lengauer: Sie ist erheblich. Wir hatten teilweise Server-Probleme und müssen zusätzliches Personal einsetzen, um die Flut der Anmeldungen zu bewältigen.

sueddeutsche.de: Wann ist mit weiteren Erkenntnisse zu rechnen?

Lengauer: Mit schnellen Ergebnissen ist bei einer so komplexen Materie nicht zu rechnen. Wir sind aber auf einem guten Weg, alle relevanten Daten zusammenzustellen, um sie anschließend analysieren zu können. Das gesammelte Wissen kann beispielsweise zur Produktion von Impfstoffen genutzt werden.

Mehr Informationen unter: http://www.mpi-inf.mpg.de und http://platform.gisaid.org

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: