Gesundheitsstudie:Je bildungsferner, desto fitter

Eine neue Studie stellt dem Lebenswandel der Deutschen ein schlechtes Zeugnis aus: Zu wenig Bewegung, zu viel Alkohol. Dabei sind Hauptschul-Absolventen überdurchschnittlich fit, während Akademiker schlechter abschneiden.

Stress, zu viel Alkohol und zu wenig Bewegung prägen den Alltag der Deutschen. Nur jeder Siebte lebt wirklich "rundum gesund". Zu diesem Ergebnis kommen die Deutsche Krankenversicherung (DKV) und die Deutsche Sporthochschule Köln in ihrem Report "Wie gesund lebt Deutschland?", der an diesem Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

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Während sich Menschen mit geringerer Schulbildung bei der Arbeit mehr bewegen, sind Akademiker überwiegend in ihrer Freizeit körperlich aktiv.

(Foto: ddp)

Nur 14 Prozent der 2500 Befragten einer Umfrage dürfen demnach als "rundum gesund" gelten - gemessen an einem Index, den die Wissenschaftler aus Angaben zu körperlichen Aktivitäten, der Ernährung, den Rauch- und Trinkgewohnheiten sowie dem Stressempfinden ermittelten. Der Index orientierte sich unter anderem an Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

So empfiehlt die WHO 30 Minuten moderate Bewegung an fünf Tagen der Woche und das jeweils mindestens zehn Minuten am Stück. Doch rund 40 Prozent der Deutschen erreichen nicht einmal diese Mindestanforderung.

"Ab und zu mal einen Kick"

"Der Organismus braucht ab und zu mal einen richtigen Kick, um das Herz-Kreislauf-System zu aktivieren und die Muskulatur zu trainieren", sagte der wissenschaftliche Leiter der Studie, Ingo Froböse, von der Kölner Sporthochschule.

Ein überraschendes Ergebnis der Studie: Je bildungsferner ein Mensch ist, desto gesünder lebt er offenbar.

Je geringer die Schulbildung, desto mehr würden sich die Menschen während der Arbeit bewegen, heißt es in der Studie. Akademiker seien dagegen vor allem in ihrer Freizeit körperlich aktiv. Auch wenn sich Akademiker im Schnitt gesünder ernährten und weniger rauchten, so lebten Menschen mit Hauptschulabschluss laut der Studie aber insgesamt am gesündesten.

"Essen und trimmen - beides muss stimmen"

16,5 Prozent der Menschen mit Hauptschulabschluss gelten laut Untersuchung als "rundum gesund" - das sind 2,6 Prozentpunkte mehr als der Durchschnitt von 13,9 Prozent. Bei den Akademikern erreichen diesen Status nur 14 Prozent der Befragten.

Neben der mangelnden Bewegung stellten die Forscher auch fest, dass sich nur jeder zweite der Befragten gesund ernährt. An die Regel, fünf Mal am Tag Obst und Gemüse zu essen, halten sich beispielsweise nur 14 Prozent der Frauen und nicht einmal zehn Prozent der Männer.

Je jünger die Befragten waren, desto seltener gaben sie an, Obst und Gemüse zu essen. "Essen und trimmen - beides muss stimmen. Das ist banal, aber so ist es", sagte Froböse.

Schlusslicht Sachsen-Anhalt

Zudem würden mehr als 18 Prozent der Befragten in ungesundem Maße Alkohol trinken, also mehr als ein Glas Wein oder Bier am Tag. Und mehr als die Hälfte fühlt sich persönlich gestresst. Deutliche Unterschiede zeigten sich allerdings beim Geschlecht, beim Alter und auch beim Wohnort der Befragten. So leben Frauen gesünder als Männer, und Ältere achten mehr auf ihre Gesundheit als jüngere Menschen.

Während bei den über 65-Jährigen jeder Fünfte "rundum gesund" lebt, sind dies in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen nur rund sieben Prozent. Jüngere schneiden vor allem bei der Ernährung sowie beim Konsum von Nikotin und Alkohol schlecht ab.

Mecklenburg-Vorpommern ganz vorn

Im Ländervergleich liegt Mecklenburg-Vorpommern ganz vorn. Dort lebt fast jeder Fünfte nach dem Maßstab der Studie gesund. Auf den weiteren Plätzen folgen Niedersachsen, Bremen, Sachsen und Bayern. Das Schlusslicht bildet demnach Sachsen-Anhalt, wo nur 7,9 Prozent die Mindestanforderungen an ein "rundum gesundes Leben" erfüllen.

Der Vorstandschef der DKV, Günter Dibbern, forderte angesichts der Ergebnisse der Studie eine "nationale Gesundheitsstrategie". Eine Fülle vor allem chronischer Krankheiten habe ihre Ursache zu großen Teilen in zu wenig Bewegung, ungesunder Ernährung und Übergewicht. Das gelte besonders für Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Skelettbeschwerden.

Letztlich gehe es aber nicht um Verbote, "sondern um Anreize für mehr Bewegung und ein gesünderes Leben", sagte Studienleiter Froböse.

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