Gesundheit:Seuchengefahr nach dem Vulkanausbruch

Die Flüchtlinge in der Goma-Region sind von Cholera und anderen Infektionskrankheiten bedroht.

Nach dem Ausbruch des Vulkans Nyiragongo sind zehntausende Menschen aus der Stadt Goma und den umliegenden Dörfern geflohen.

Fluechtling_AP

Nach dem Ausbruch des Nyiragongo sind viele Menschen in Auffanglager geflüchtet

Die Flüchtlinge sind nun von Seuchen und einem Mangel an Trinkwasser bedroht.

Die Vereinten Nationen (UN) und die Regierung im benachbarten Ruanda haben die von den Lavamassen aus ihren Häusern vertriebenen Menschen aufgefordert, sich in die Auffanglager zu begeben.

Nur dort sei eine wirksame Versorgung der Hungernden möglich, erklärte Laura Mello vom Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen.

Viele Bewohner von Goma lehnen es jedoch ab, in ein Lager zu ziehen und wollen statt dessen versuchen, in eine andere kongolesische Stadt zu gelangen.

Der Gesundheitsminister Ruandas, Ezéchias Rwabuhihi, warnte in der Hauptstadt Kigali vor einer Ausbreitung von Cholera, Meningitis und Atemwegserkrankungen. Rwabuhihi zufolge wurde bereits eine erste Ladung mit Medikamenten sowie medizinische Ausrüstung in die Krisenregion um die ruandische Grenzstadt Gisenyi gebracht. Nach Schätzungen von Hilfsorganisationen harrten dort mehr als 300.000 Einwohner aus Angst vor den Lavamassen aus.

Halbe Millionen Flüchtlinge

Die ruandischen Behörden bezifferten die Zahl der Flüchtlinge auf bis zu eine halbe Million. Ruanda werde alles unternehmen, um den verzweifelten Menschen zu helfen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums im Rundfunk.

Das Land könne diese "gigantische Aufgabe" aber nicht allein bewältigen. Dringend benötigt würden Trinkwasser, Nahrung, Decken und Zeltplanen, um Unterkünfte zu bauen, sagte eine Sprecherin des Sozialministeriums.

Cholera-Gefahr

Besonders groß scheint die Gefahr einer Cholera-Epidemie zu sein, da die Menschen in ihrer Verzweiflung das Wasser des Kivu-Sees trinken. Der See, der ohnehin kein Trinkwasser enthält, ist nach Angaben der UN nun auch noch durch die Lava aus dem Nyiragongo vergiftet.

Die Grenzregion zwischen dem ehemaligen Zaire und Ruanda wurde bereits wiederholt von dieser Seuche heimgesucht. So starben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1994 über 50.000 Menschen, nachdem in den Camps der vor Bürgerkriegsunruhen geflüchteten Menschen die Cholera ausgebrochen war.

Eine weitere Epidemie, während der wieder Tausende von Krankheitsfällen und mehrere hundert Tote gemeldet wurden, trat im Jahre 1998 auf.

Auch sind die Menschen in der Region auch von einer Reihe anderer Infektionskrankheiten bedroht. So warnen die Gesundheitsbehörden vor der Meningitis (Hirnhaut-Entzündung), die bereits in den Flüchtslingslagern in den Neunzigern etliche Todesopfer gefordert hatte, sowie vor Typhus, Masern und Ruhr.

Darüber hinaus gehört die Demokratische Republik Kongo zu den Ländern, in denen nahezu jedes Jahr Fälle von Pest auftreten.

Methan unter dem Kivu-See

Eine weitere Gefahr geht vom Kivu-See aus, der einige Kilometer südlich von Goma liegt. In den Ablagerungen auf dem Seeboden befinden sich große Mengen Methan. Immwer wieder dringt das Gas an die Oberfläche und betäubt Menschen.

Möglicherweise kann die in den See strömende Lava aus dem Nyiragongo Explosionen auslösen oder gefährliche Gase bilden, an denen Menschen ersticken können.

(sueddeutsche.de/dpa/AP)

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