Geschlechterforschung:Der k(l)eine Unterschied

Frauen können angeblich nicht einparken, was Männer nicht wissen, weil sie nie zuhören. Klischees verkaufen sich hervorragend - aber gibt es dafür überhaupt neurowissenschaftliche Belege? Eine Übersicht.

Von Marlene Weiß

5 Bilder

"Der kleine Unterschied"

Quelle: Arne Bellstorf

1 / 5

Schwangerschaft

Schon drei Wochen nach der Befruchtung ist im Blut von Frauen, die mit Mädchen schwanger sind, das Schwangerschaftshormon hCG im Vergleich zu Jungsmüttern erhöht. Ab der siebten Woche haben Mütter von Jungen höhere Testosteronwerte. Studien an Tieren deuten darauf hin, dass diese Hormone das Gehirn beeinflussen. Wie sehr sie das beim Menschen tun, ist allerdings offen. Töchter von Müttern mit hohen Testosteronwerten spielen aber später meist wilder und etwa mit Autos oder Spielzeugwaffen.

"Der kleine Unterschied"

Quelle: Arne Bellstorf

2 / 5

Babyalter

Neugeborene können nicht vom Umfeld beeinflusst sein. Aber selbst wenige Tage alte Mädchen interessieren sich eher für Gesichter, Jungen dagegen eher für bewegliche Mobiles. Diese Studien sind jedoch umstritten. Mädchen kommen meist dünner auf die Welt, werden daher vorsichtiger behandelt. Und unabhängig vom tatsächlichen Aussehen beschreiben Eltern neugeborene Söhne als größer und kräftiger, Töchter als zarter und schöner - geschlechtsspezifische Erwartungen prägen auch.

"Der kleine Unterschied"

Quelle: Arne Bellstorf

3 / 5

Kindheit

Schon mit neun Monaten verbringen Jungen statistisch mehr Zeit mit wilden Rangelspielen, viele Mädchen sind fasziniert von Puppen. Inwiefern dies angeboren oder anerzogen ist, bleibt schwer zu sagen. Allerdings bevorzugen sogar männliche Rhesusaffen und Grüne Meerkatzen Autos und Bälle, während die Weibchen auch Kuscheltiere mögen. Tendenziell sind Jungen besser im räumlichen Vorstellungsvermögen, Mädchen in der Feinmotorik. Mädchen beginnen meist früher zu sprechen und erreichen schneller ein großes Vokabular.

"Der kleine Unterschied"

Quelle: Arne Bellstorf

4 / 5

Pubertät

In der Pubertät reift die graue Substanz in der Großhirnrinde, allerdings konnten Forscher keine nennenswerten Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen feststellen. Der Mandelkern hingegen, das Angst- und Erregungszentrum, entwickelt sich bei Jungen stärker. Mädchen bekommen einen etwas größeren Hippocampus, der für Gedächtnisleistung und emotionale Empfindsamkeit zuständig ist. Was das bedeutet? Ist unklar. Frauen haben ab jetzt ein doppelt so hohes Risiko, an Depressionen zu erkranken, Männer dagegen leiden öfter an Schizophrenie.

"Der kleine Unterschied"

Quelle: Arne Bellstorf

5 / 5

Erwachsenenalter

Männer sind etwas besser in räumlicher Orientierung, Frauen im sozialen Denken und Wiedererkennen. Der Grund lässt sich aber nicht so einfach im Gehirn finden. Laut einer Studie war zwar der linke Hippocampus (fürs Gedächtnis) bei Frauen etwas ausgeprägter. Aber fast alle Gehirne wiesen ein Mosaik an männlichen und weiblichen Strukturen auf. Und bei jeder Hirnregion lagen die meisten Probanden im geschlechtsneutralen Mittelfeld, auch wenn sich Männer und Frauen im Durchschnitt leicht unterschieden. Also alles eindeutig? Mitnichten!

© SZ.de/fehu
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: