Geschichte:Finstere Zeiten?

(Foto: Mauritius Images)

Okay, es gab keine Glühbirnen, aber das Mittelalter war nicht ausschließlich düster, im Gegenteil.

Von Christian Weber

Zweimal wurde in der Geschichte der Alten Welt angeblich das Licht ausgeschaltet: Als sogenannte Dunkle Jahrhunderte gelten zum einen in der Antike die Jahre zwischen 1200 bis ungefähr 800 vor Christus, als die Bronzezeit-Kulturen im östlichen Mittelmeerraum aus nicht ganz geklärten Gründen untergegangen waren. Und in Europa sehen viele Autoren zumindest das frühe, manche sogar das ganze Mittelalter als finstere Zeit. Beiden Zeiträumen ist gemein, dass nur wenige Quellen Auskunft über sie geben. So war etwa mit dem Zusammenbruch der mykenischen Palastwirtschaft sogar die Kenntnis der Schrift verloren gegangen.

Dennoch diskutieren Historiker mittlerweile, wie dunkel diese Zeiten tatsächlich waren. So lassen archäologische Funde vermuten, dass sich die mykenische Kultur noch 150 Jahre länger hielt. Und es gibt Hinweise, dass der Wiederaufstieg zumindest an einigen Orten dank intensiven Handels bereits im zehnten und neunten vorchristlichen Jahrhundert begann.

Sehr geändert hat sich in den vergangenen Jahren auf jeden Fall der Blick aufs Mittelalter. So buchstäblich finster es damals in den Häusern war, so primitiv die Lebensumstände waren, "intellektuell aber war es alles andere als eine rückständige, vielmehr eine überaus fortschrittliche Epoche", sagt der Historiker Johannes Fried. Neuzeitliche Propaganda sei es etwa, wonach die Menschen damals die Erde für eine Scheibe hielten. So schrieb etwa der englische Mathematiker und Astronom Johannes de Sacrobosco bereits um 1230 sein Lehrbuch "Tractatus de Sphaera", in dem er die Kugelgestalt der Erde beschrieb - Kopernikus bediente sich kräftig bei ihm.

© SZ vom 31.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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