Geologie:Unten heiß

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(Foto: John McConnico/AP)

Einst driftete Grönland über eine heiße Stelle im Erdmantel - vielleicht taut darum das Eis von unten an.

Von Marlene Weiß

Vor Dutzenden Millionen Jahren, als die Kontinente Eurasien und Nordamerika auseinanderdrifteten, wanderte das heutige Grönland wie ein riesiger Tanker durch den sich öffnenden Nordatlantik. Dabei passierte die Insel eine Stelle, an der heißes Gestein im Erdmantel aus Tausenden Kilometern Tiefe nach oben strömt. Heute liegt dieser sogenannte "Plume" unter Island. Vermutlich haben die Isländer ihm ihre Vulkane und Geysire zu verdanken. Womöglich jedoch hat die geologische Reise über den heißen Plume auch Grönland bis heute gezeichnet: Tief unter dem Nordosten Grönlands erstrecke sich über 1200 Kilometer eine ungewöhnlich heiße Zone, schreiben Forscher um Irina Rogozhina vom Potsdamer Geoforschungszentrum GFZ in Nature Geoscience. Das schließen die Wissenschaftler aus einer Reihe von Satellitendaten, Erdbebenmessungen und Bohrungen im Eis. Womöglich hat der Island-Plume die äußerste Schicht des Erdmantels ausgedünnt und aufgeheizt, als er einst unter Grönland lag. Das würde Messungen erklären, die zeigen, dass der Eispanzer Grönlands von unten antaut - er liegt sozusagen wie auf einer warmen Herdplatte. Auch der rätselhafte 750 Kilometer lange Eisstrom in Nordostgrönland, der Eis erstaunlich schnell von den Gipfeln im Landinneren an die Küste transportiert, ließe sich so deuten: Die Eismassen rutschen auf der Schmelzzone ab. Das Bild zeigt einen Eisberg an Grönlands Ostküste.

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