Geologie:Gold-Nachschub aus dem Inneren der Erde

Die Suche nach dem Edelmetall wird immer schwieriger. Neue Lagerstätten werden kaum noch gefunden. Doch es gibt Hinweise darauf, dass sich erschöpfte Minen wieder füllen können.

Axel Bojanowski

Nie war Gold so kostbar. Der weltweite Bedarf ist rasant gestiegen: Der Preis des Edelmetalls hat sich in den vergangenen vier Jahren verdoppelt. Vor allem chinesische und indische Schmuckhersteller benötigen immer mehr Gold.

Finanzexperten erwarten zudem, dass Anleger zunehmend Gold kaufen, um ihr Kapital vor Inflation zu schützen. Doch der Nachschub stockt: Die Suche nach Gold wird immer schwieriger. Neue Lagerstätten werden kaum noch gefunden.

Eine Studie nährt nun aber die Hoffnung, dass sich Gold-Reservoire binnen einer Generation erneuern könnten (Science, Bd. 314, S. 288, 2006). Die Endlichkeit der Vorräte steht damit in Frage.

Geologen sind fortwährend auf der Suche nach neuen Lagerstätten. Doch nur wenige Orte kommen in Frage. Gold ist gewöhnlich in Spuren in der Erdkruste verteilt und verbindet sich äußerst selten mit anderen Stoffen. Nur tief unter Vulkanen bei hohem Druck paart es sich in Wasser, das unter diesen Bedingungen hunderte von Grad heiß ist, mit Schwefelwasserstoff.

Das wertvolle Gemisch bahnt sich gelegentlich den Weg in Richtung Oberfläche. Sobald der Druck nachlässt oder das Wasser abkühlt, fällt das Gold aus der Lösung aus und sammelt sich in einer so genannten hydrothermalen Lagerstätte an - in Quarzgängen, die mehr als 100 Kilometer lang sein können. Üblicherweise dauert es Millionen Jahre, bis sich auf diese Weise ein größeres Reservoir bildet - das glaubten Wissenschaftler bislang.

Doch offenbar kann das bedeutend schneller gehen. Auf der Insel Lihir in Papua-Neuguinea wird auf einem erloschenen Vulkan in der Ladolam-Mine Gold abgebaut.

Hexenküche der Unterwelt

Mehr als ein Kilometer tiefe Bohrungen gaben den neuseeländischen Geologen Stuart Simmons und Kevin Brown Einblick in die Hexenküche der Unterwelt: Sie senkten Sonden in die Tiefe und nahmen Proben des von goldhaltigen Lösungen durchströmten Gesteins. Das heiße Tiefenwasser befördere viel mehr Gold in die Lagerstätte als angenommen, berichten die Forscher nun.

Aus dem Temperaturunterschied zwischen Tiefe und Oberfläche errechneten sie die Geschwindigkeit, mit der die Lösungen strömen. Das Gold der Ladolam-Mine habe sich binnen 55.000 Jahren aus dem Tiefenwasser abgelagert, folgern die Forscher - vorausgesetzt Goldgehalt und Schnelligkeit des Wassers waren früher ähnlich wie heute.

Denkbar sei nun, dass sich vergleichbare Lagerstätten binnen weniger Jahrzehnte bilden, sagt Christoph Heinrich von der ETH Zürich. Voraussetzung sei lediglich, dass weniger Wasser zirkuliere als in der Ladolam-Mine, der Goldanteil also höher sei - und das Edelmetall sich mithin schneller abscheiden könne.

Ein Sechstel der Goldreservoire gehört wie Ladolam zur Art der bodennahen, relativ kalten Lagerstätten, die viel Kalium enthalten. Diese Lagerstätten gelte es nun, zu finden, meint Hartwig Frimmel von der Universität Würzburg. Manche könnten quasi unerschöpflich sein.

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