Genetik:Endlich entkorkt

Das Genom der Rebe, an der Trauben für Rotwein wachsen, kann sehr komplex sein. Umso mehr freuen sich Forscher, dass es ihnen mit einer neuen Sequenziermethode gelungen ist, den Cabernet Sauvignon zu entschlüsseln.

Von Christian Weber

Der Klimawandel rückt an; erst recht im warmen Kalifornien könnte es bald so heiß werden, dass die klassischen Rebsorten ins Schwitzen geraten. Winzer benötigen für die Zukunft dringend neue, widerstandsfähige Züchtungen. Einen Schritt dahin verkündet nun ein Forscherteam um den Genetiker Chen-Shan Chin vom Unternehmen Pacific Biosciences im kalifornischen Menlo Park. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature Methods berichten die Molekularbiologen, dass es ihnen mit einer neuartigen Sequenzier-Technologie und mit neuen Computer-Algorithmen endlich gelungen sei, in hoher Qualität komplexe Genomsequenzen der Cabernet-Sauvignon-Rebe zu entschlüsseln, die als eine der populärsten Trauben der Welt gilt. "Es ist, als hätten wir eine Flasche Wein entkorkt, die wir schon seit Langem trinken wollten", sagt der Co-Autor und Pflanzengenetiker Dario Cantu von der University of California, Davis.

Wie die Studienautoren berichten, wurde die erste Genomsequenz der ursprünglichen Weinrebe (Vitis vinifera) zwar schon 2007 entziffert. Doch war dieser Erfolg nur von begrenztem Nutzen, weil die kultivierten, ökonomisch wichtigen Rebsorten kompliziertere Genome haben, die damals noch nicht analysiert werden konnten. Dies gelang nun mit der neuen Sequenziertechnologie, genannt FALCON-unzip. Mit dieser Methode soll es nun auch möglich werden, vergleichende Studien zwischen Cabernet Sauvignon und anderen ökonomisch wichtigen Rebsorten anzustellen. "Dieser neue Ansatz liefert genetische Information, welche die Entwicklung neuer, krankheitsresistenter Rebsorten beschleunigen wird, die hohe Qualität und geschmacksintensive Trauben liefern sowie besser mit Umweltveränderungen zurechtkommen." Nebenbei hoffen die Forscher, dass sie auch die Geschichte der Cabernet-Sauvignon-Traube rekonstruieren können, die vermutlich erstmals im 17. Jahrhundert angebaut wurde.

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