Gefürchteter Maiswurzelbohrer:Albtraum aller Maisbauern

Aus Amerika eingeschleppte Maiswurzelbohrer bedrohen die Ernte in Süddeutschland. Landwirte haben nur geringe Möglichkeiten, um sich gegen den hartnäckigen Schädling zu wehren.

Martin Kotynek

Der Albtraum aller Maisbauern ist zurück. 34 Exemplare des Maiswurzelbohrers gingen Anfang dieser Woche in Baden-Württemberg in die Falle, zwei weitere in Bayern.

Gefürchteter Maiswurzelbohrer: Der Schrecken der Maisbauern hat den Winter überlebt: Der gefürchtete Maiswurzelbohrer bedroht erneut die Ernte in Deutschland.

Der Schrecken der Maisbauern hat den Winter überlebt: Der gefürchtete Maiswurzelbohrer bedroht erneut die Ernte in Deutschland.

(Foto: Foto: ddp)

Der weltweit gefährlichste Maisschädling war im vergangenen Sommer erstmals in Deutschland gefunden worden und wurde mit Notmaßnahmen, wie etwa dem Versprühen von Gift, bekämpft. Dennoch hat der Käfer den Winter in Deutschland überlebt.

In Amerika verursacht der Maiswurzelbohrer jährlich Schäden von rund einer Milliarde Dollar. Die Larven fressen zunächst die Wurzelhaare der Maispflanzen und bohren sich später in die Wurzeln. Dadurch können die Pflanzen weniger Nährstoffe aufnehmen und knicken um. Auf betroffenen Feldern vernichtet der aus Südamerika eingeschleppte Käfer häufig bis zu 80 Prozent der Ernte.

Wo der Schädling im vergangenen Jahr auftrat, errichtete das Bundesamt für Verbraucherschutz Sicherheitszonen und verordnete den Einsatz des Pestizids Clothianidin. Es umgibt die Saatkörner mit einer schützenden Hülle.

Aufschrei der Imker

Doch als süddeutsche Landwirte das Insektizid bei der Aussaat von Mais in diesem Frühjahr einsetzen, lösten sie eine ökologische Katastrophe aus. Wegen einer mangelhaften Beize haftete das Pflanzenschutzmittel nicht ausreichend an den Maiskörnern. Es wurde vom Wind weg getragen und setzte sich auf Blüten ab.

Dort kamen Bienen mit dem Gift in Kontakt - 330 Millionen Honigbienen in etwa 11.500 Völkern verendeten. Es kam zu einem Aufschrei der Imker und das Bundesamt entzog daraufhin Clothianidin die Zulassung für den Einsatz auf Maisfeldern. Die Maisbauern hoffen nun, dass die Hersteller der Insektizide die Beize verbessern, damit sie das Mittel im kommenden Jahr gefahrlos wieder einsetzen können.

Beim Braunschweiger Julius-Kühn-Institut gibt es jedoch Zweifel, "dass es die Hersteller bis zur nächsten Saison schaffen werden, die Beize ausreichend zu verbessern", sagt Udo Heimbach vom Institut für Pflanzenschutz. "Da vergeht wichtige Zeit, in der wir gegen den Maiswurzelbohrer wenig in der Hand haben."

Eine Alternative zu dem Insektizid wäre gentechnisch veränderter Mais, der einen Giftstoff gegen den Maiswurzelbohrer produziert. Doch dieser wird von Teilen der Bevölkerung nicht akzeptiert.

Weiterer Dauerschädling

Statt auf Insektengifte und Gentechnik zu setzen, könnten die Bauern der Maiswurzelbohrer-Plage auch mit einem einfachen, traditionellen Mittel Herr werden. Würden die Landwirte statt einer Mais-Monokultur abwechselnd Mais und etwa im folgenden Jahr Weizen anbauen, fänden die Larven ein Jahr lang keine Nahrung - die Schäden wären im Folgejahr minimal.

"Doch das würde für viele Landwirte den Ruin bedeuten", sagt Heimbach. "Viele Bauern sind ausschließlich für Mais-Monokulturen ausgerüstet und müssten für den Weizenanbau neue Maschinen anschaffen." Das Resultat: "Der Maiswurzelbohrer wird genauso wie der Borkenkäfer zum Dauerschädling in Deutschland", sagt Heimbach. Der Albtraum hat also erst begonnen.

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