Gefährlicher Darmkeim:Aggressiver Ehec-Typ von Mensch zu Mensch übertragen

Eine mit Ehec infizierte Mitarbeiterin einer hessischen Cateringfirma hat die Bakterien auf das Essen für eine Familienfeier übertragen. Daraufhin sind 20 Gäste erkrankt. Demnach ist der Mensch selbst ein wichtiger Überträger der aggressiven Keime.

Die gefährlichen Ehec-Bakterien, mit denen sich mehr als 3400 Personen in Deutschland infiziert haben, sind in mindestens einem Fall von einem Menschen auf Lebensmittel übertragen worden und von dort aus wieder auf Menschen übergegangen. Das hat das hessische Sozial- und Verbraucherministerium in Wiesbaden festgestellt.

Pflegekräfte auf Intensivstation mit EHEC-Patienten

Ehec-Patienten können andere Menschen infizieren. Mit einfachen Hygienemaßnahmen lässt sich das allerdings verhindern.

(Foto: dpa)

Demnach hatte eine Mitarbeiterin einer Cateringfirma Speisen für eine Feier in Niedersachsen zubereitet, ohne zu wissen, dass sie infiziert ist. Später kam es bei der Frau zum hämolytisch-urämischen Syndrom, HUS. Nach der Familienfeier waren 20 der 65 Gäste erkrankt, einige davon schwer. Die Ergebnisse von Labortests, die seit Freitag vorliegen, bestätigten den Zusammenhang, der bislang nur vermutet worden war.

Wo die Überträgerin sich selbst infiziert hat, ist unklar. Auch wie der Keim auf die Lebensmittel gelangte und ob es ein Hygieneproblem in dem Betrieb gibt, wird noch untersucht, sagte der Sprecher des Kreises Kassel, Harald Kühlborn. Wenn grundlegende Regeln wie Händewaschen nach dem Toilettengang eingehalten, könne es eigentlich nicht zu einer Übertragung des Keims kommen. Möglich sei, dass ein infizierter Gebrauchsgegenstand des Betriebs eine Rolle spielte, sagte Kühlborn.

Auch im Fall der Sprossen von einem Biohof in Niedersachsen, die für die meisten Infektionen verantwortlich sind, wird diskutiert, dass eine Mitarbeiterin die Erreger auf die Nahrungsmittel übertragen hat. Möglicherweise sind Menschen sogar Hauptträger der besonders aggressiven Form der Bakterien. Schließlich ist er bislang nur beim Menschen nachgewiesen worden, wie Ehec-Experte Helge Karch vom Universitätsklinikum Münster erkläre. Normalerweise leben Ehec-Bakterien im Darm von Wiederkäuern wie Rindern, aber auch in anderen Tieren wie Hunden und Katzen wurden die Keime nachgewiesen.

Auch Menschen, die eine Ehec-Erkrankung überstanden haben, können den Erreger über den Darm weiter ausscheiden. Das gleiche gilt für Menschen, die nicht wissen, dass sie infiziert sind, da sie unter den typischen Symptomen nur schwach oder gar nicht gelitten haben. Deshalb sollte man grundsätzlich auf ausreichende Hygiene achten. Dazu zählt etwa, sich nach dem Gang auf die Toilette die Hände zu waschen. Auf diese Weise lässt sich die Ansteckung vermeiden. Betroffene zu meiden, ist demnach eine übertriebene Reaktion.

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