Gefährliche Büroartikel:Laserpointer sind Strahlenwaffen für den Privatgebrauch

Händler verfälschen im Internet die Leistung von Laserpointern. Die Geräte sind viel zu stark und dürften nicht verkauft werden.

Von Mathias Tertilt

Die Passagiere von Flug VS025 kommen am 14. Februar nicht an ihrem Zielort New York an. Kurz nach dem Start in London blendet ein starker Laserstrahl einen der beiden Piloten. So stark, dass er sich auch später noch schlecht fühlt. Um die Crew und Besatzung nicht zu gefährden, dreht die Maschine über Irland wieder ab. Aber wer steckt hinter dem Angriff? Kriminelle mit Industrielasern, Technikfreaks, die Hochleistungslaser in der eigenen Werkstatt montieren?

Es war wahrscheinlich anders. Mit wenig Geld kommen Leute im Internet an gefährliche Laserpointer. Ursprünglich waren Laserpointer als Büroartikel gedacht, damit zum Beispiel ein Physik-Professor in seiner Vorlesung auf die wichtigen Formeln zeigen kann. Doch allein das deutsche Luftfahrtbundesamt registrierte im Jahr 2014 insgesamt 539 Blendungen durch Laser. Wie oder warum sollten erlaubte Geräte Hunderte oder Tausende Meter in den Nachthimmel strahlen können?

Von wegen erlaubte Leistung

In der EU ist die maximale Leistung von Laserpointern für den freien Verkauf auf ein Tausendstel Watt beschränkt. Im Internet bieten Händler die Geräte mit dieser Leistung als harmloses Männerspielzeug an. Doch die Geräte sind in Wirklichkeit viel stärker.

Die Händler verfälschen oder verheimlichen Angaben, damit die Billig-Laserpointer in der EU verkauft werden dürfen. Die wirkliche Leistung steht weder im Internet noch auf dem Gerät selbst. Warnhinweise fehlen oftmals, die Gefahr wird daher unterschätzt. Die Laserpointer sind schließlich so groß wie Kugelschreiber oder Taschenlampen, der Strahl nur hauchdünn. Gerade das macht sie gefährlich. Manche Verkäufer werben offen mit Reichweiten von mehr als 20 Kilometern. Diese Geräte haben mit Büroartikeln nichts mehr zu tun.

Unsichtbare Gefahren

Ein Laie kann die Gefahr mit bloßem Auge nicht einschätzen. Ein violetter Laserstrahl kann deutlich schwächer erscheinen als ein grüner, dabei kann seine Strahlungsleistung sogar größer sein - und damit auch das Risiko für das Auge. In Sekundenbruchteilen kann ein Laserstrahl die Netzhaut ernsthaft verletzen.

Auf die Händler- und Geräteangaben können Kunden nicht vertrauen. Die SZ hat zehn Geräte prüfen lassen und Laserpointer aus dem Internet mit denen bekannter Hersteller verglichen. Der Test zeigt auch: Die höhere Leistung ist nicht das einzige Problem. Bei grünen Lasern gibt es auch eine unsichtbare Gefahr.

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