Frage der Woche:Läuft Wasser in Australien anders herum ab?

Wasserstrudel drehen sich aufgrund der Corioliskraft auf der südlichen Halbkugel anders herum als auf der nördlichen Halbkugel. Oder doch nicht?

M. C. Schulte von Drach

Wer Lust, Zeit und die Bereitschaft zur Wasserverschwendung hat, kann es leicht überprüfen: Das Wasser aus der Klospülung bildet beim Ablaufen einen Strudel, der sich immer in die gleiche Richtung dreht.

Frage der Woche: Hängt die Drehrichtung des Strudels von der Erdhalbkugel ab?

Hängt die Drehrichtung des Strudels von der Erdhalbkugel ab?

(Foto: Foto: iStockphoto)

Spätestens seit der Folge "Bart gegen Australien" aus der Fernsehserie "Die Simpsons" weiß auch jeder, woran das liegt. Die Corioliskraft zieht das Wasser immer in die gleiche Richtung. Und in Australien, so lernte es damals der aufmerksame Zuschauer, fließt es genau anders herum ab.

Das erscheint auf den ersten Blick nicht abwegig. Schließlich rotieren zum Beispiel Wirbelstürme auf der Nordhalbkugel der Erde links herum, auf der südlichen Hemisphäre dagegen sind sie rechtsdrehend. Dahinter steckt die sogenannte Corioliskraft, eine der sogenannten Schein- oder Trägheitskräfte.

Unser Planet ist eine rotierende Kugel und alle Objekte auf der Oberfläche bewegen sich mit. Stehen wir auf dem Äquator, ist die Geschwindigkeit, mit der wir uns um die Planetenachse bewegen, größer als an einem der Pole. Bei einer vollständigen Erdumdrehung bringen wir, ohne etwas dazu beizutragen, eine Strecke von etwa 40.000 Kilometern hinter uns. Stehen wir genau auf dem Pol, bewegen wir uns gar nicht vorwärts - sondern drehen uns um uns selbst.

Auf große, zusammenhängende Wasser- oder Luftmassen wirkt sich das deutlich aus. Winde zum Beispiel, die vom Äquator aus in Richtung Norden wehen, werden nach Osten abgelenkt, in die umgekehrte Richtung dagegen nach Westen. Strömt Luft also auf der nördlichen Hemisphäre in ein Tiefdruckgebiet, dreht sie sich dort gegen den Uhrzeigersinn. Strömt sie aus einem Hochdruckgebiet heraus, kommt es zu einer Rotation im Uhrzeigersinn. Und auf der südlichen Hemisphäre ist es genau umgekehrt.

Betrachtet man nun eine Badewanne mit Wasser in Deutschland, so bewegt sich der Inhalt in der südlichen Hälfte des Behälters auch etwas schneller als die nördliche Hälfte. Eine Rotation beobachtet man allerdings nicht. Auch die Richtung, in die der Strudel sich dreht, wenn man den Stöpsel zieht, wird nicht von der Corioliskraft bestimmt. Der Einfluss ist dafür im Vergleich zu anderen Faktoren zu klein. So kommt es zum Beispiel eher darauf an, in welcher Richtung man mit der Hand den Stöpsel herauszieht.

Dass das Wasser der Spülung sich bei einem bestimmten Klo immer in die gleiche Richtung dreht, liegt an anderen Faktoren, die sich kaum verändern. Dazu gehören zum Beispiel die Form der Kloschüssel, die Richtung des Wasserstrahls aus dem Spülkasten und die Position des Abflusses. Von Klo zu Klo aber ist die Drehrichtung verschieden.

Wer nun noch immer glaubt, dass sich die Wasserstrudel in Australien "andersherum" drehen, kann natürlich dort anrufen wie Bart Simpson.

Billiger - wenn auch vielleicht nicht ganz einfach - ist es, den Strudel im eigenen Klo mit denen der Toiletten in der Nachbarschaft zu vergleichen.

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