Flugverkehr und Umweltschutz:Möglichst sauber fliegen

Atmosfair Airline Index

Eine Auswahl von Fluglinien, wie sie im atmosfair Airline Index auftauchen

(Foto: Atmosfair)

Wer Klima und Natur schonen, aber auf das Fliegen nicht verzichten möchte, kann sich an einem Ranking der umweltfreundlichsten Fluggesellschaften orientieren. Der Spitzenreiter verfügt allerdings nur über vier Passagiermaschinen. Und Luxus passt mit Umweltschutz leider nicht zusammen.

Von Christopher Schrader

Wer beim Fliegen möglichst die Umwelt schonen möchte, sollte bei Tunisair Express buchen.

Die kleine Fluglinie verbindet Neapel, Malta und Libyen mit Zielen in Tunesien und besitzt nur vier Flugzeuge. Diese sind so sparsam und so gut ausgelastet, dass die Airline beim Ranking der Organisation Atmosfair den ersten Platz belegt.

Diese gemeinnützige Firma hat jetzt zum dritten Mal einen Index derjenigen Fluggesellschaften erstellt, die unter dem Strich die Umwelt am wenigsten belasten. Insgesamt 125 Fluglinien aller Größen misst sie dabei danach, wie nahe sie dem physikalischen Optimum für ihr Liniennetz kommen.

So lässt sich auch die kleine Tunisair Express mit ihren 100.000 Fluggästen mit der amerikanischen Delta vergleichen, die 2011 immerhin fast 164 Millionen Passagiere hatte.

Tunisair Express erreicht auf der jüngsten Liste fast 84 Prozent. Dicht hinter ihr folgen drei große Charterlinien: Tuifly, die britische Monarch Airlines und Condor.

Diese Daten machen nach Angaben von Atmosfair 56 Prozent der Wertung aus. Die Technik, also Flugzeugtyp, die verwendeten Triebwerke und ob die Maschine Winglets hat (aufrecht stehende, Treibstoff sparende Enden der Tragflächen), geht mit 36 Prozent in das Gesamtergebnis ein. Das Alter der Flugzeuge ist hingegen irrelevant.

So begründen die Autoren des Reports auch, warum die deutsche Gesellschaft Air Berlin auf dem relativ guten Platz 12 landet. Deren Flugzeuge sind dicht bestuhlt und in der Regel zumindest durchschnittlich ausgelastet.

Startende Boeing 737-800

Eine Boeing 737-800 der Fluggesellschaft Tuifly - das Unternehmen gehört zu denen, die verhältnismäßig umweltschonend fliegen

(Foto: dpa)

Konkurrent Lufthansa kommt hingegen nur auf Rang 67. Sie ist in beiden Kategorien unterdurchschnittlich und betreibt der Auswertung zufolge eine Reihe ineffizienter Flugzeuge. Sie schneidet darum auch schlechter ab als große europäische Fluggesellschaften wie Air France (Platz 21), Alitalia (22), KLM (28), Turkish Airlines (40) oder Iberia (62). Allerdings landen SAS (75), British Airways (82) und Swiss (95) noch deutlich weiter unten auf dem Index.

Die Autoren des Rankings verstehen ihre Liste als Entscheidungshilfe für Passagiere, die eine Flugreise nicht vermeiden können. Denn eigentlich sei der völlige Verzicht auf das Flugzeug nach wie vor die beste Option für die Umwelt.

Allerdings dürfte vielen Reisenden eine Orientierung am Atmosfair-Index schwerfallen. Diese würde nämlich zumindest in einigen Fällen verlangen, dass man aus Umweltgründen bewusst einen vollen, engen Flieger bevorzugt. Wenn Verbraucher so überhaupt einen Einfluss auf die Fluglinien nehmen, könnten sie diese vor allem zu weiteren Abstrichen am Komfort anregen.

Manch einer wird darum womöglich auf der Atmosfair-Webseite herumstöbern und auf deren Hauptgeschäft stoßen: Das Unternehmen bietet Flugpassagieren an, den Treibhausgasausstoß für ihre Reise mit einer Spende für ein zertifiziertes Klimaschutz-Projekt zu kompensieren.

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