Expedition:Zwei Schiffe, drei Hubschrauber und 65 Tonnen Gift gegen 200 000 Mäuse

Expedition: Der Albatros brütet auf den Antipoden, wo sich mittlerweile 200 000 Mäuse ausgebreitet haben.

Der Albatros brütet auf den Antipoden, wo sich mittlerweile 200 000 Mäuse ausgebreitet haben.

(Foto: Million Dollar Mouse / Regierung Neuseelands / K. Walker)

Die neuseeländische Regierung geht auf Mäusejagd in der Subantarktis. Eine gewagte Expedition für 2,4 Millionen Euro.

Im Kampf gegen eine Mäuseplage in der Subantarktis rückt Neuseeland nun mit einem Expertenteam, zwei Schiffen, drei Hubschraubern und 65 500 Kilogramm Mäusegift aus. Die 200 000 Nagetiere zerstören auf der Hauptinsel der abgelegenen Antipoden-Gruppe den Lebensraum von Vögeln und anderen Tieren.

Es sei die schwierigste Ausrottungsaktion, die ihre Regierung je unternommen habe, berichtete Umweltministerin Maggy Barry am Mittwoch: "Die Insel liegt in rauer See und wird von antarktischen Stürmen gepeitscht, es ist wirklich am Ende der Welt und die Expedition war eine enorme logistische Herausforderung." Die Aktion auf der Hauptinsel der Antipoden kostet 3,9 Millionen neuseeländische Dollar, umgerechnet rund 2,4 Millionen Euro. Noch im Juni soll das Mäusegift ausgebracht werden.

Die Mäuse wurden wahrscheinlich im 19. Jahrhundert von Robbenjägern eingeschleppt. Auf der Insel leben 60 Vogelarten, unter anderem Albatrosse und eine Papageienart, die sonst nirgendwo vorkommt: der Einfarblaufsittich (Cyanoramphus unicolor). 28 Vogelarten brüten auf den Inseln und werden dabei häufig von den Mäusen angegriffen. Die Nagetiere fressen die Eier und Küken von Seevögeln wie dem Sturmvogel und ernähren sich von Insekten und Pflanzensamen, die für das Ökosystem der Insel wichtig sind. Die Antipoden-Gruppe liegt etwa 760 Kilometer südöstlich von Neuseeland. Die Hauptinsel ist etwa so groß wie Hiddensee in der Ostsee.

Ob die Ausrottungsaktion erfolgreich sein wird, lässt sich schwer abschätzen. Auf der abgelegenen Pazifikinsel Henderson (zu den Pitcairninseln) war eine ähnliche Aktion vor fünf Jahren gescheitert. Dort wollte die britische Royal Society mit 75 Tonnen Gift Zehntausende Ratten töten, um Vogelbestände zu schützen. Rund 60 bis 80 Tiere überlebten das Gift jedoch und vermehrten sich anschließend rasant. Wenige Jahre später hatten die Rattenbestände sich vollständig erholt.

Laut der Datenbank Diise (Database of Island Invasive Species Eradications) waren von 840 abgeschlossenen Ausrottungsversuchen auf 700 Inseln in den vergangenen 90 Jahren etwa 86 Prozent erfolgreich. Falls die Aktion auf den Antipoden gelingt, so argumentieren die neuseeländischen Forscher, wären die Vorteile für den Artenreichtum hoch: Auf zwei vergleichbaren Inseln hätten sich nach einer solchen Aktion gegen Nagetiere die Vogelbestände deutlich erholt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: