Evolution:Krumme Zangen kämpfen besser

Bei Lebewesen gilt in der Regel: je symmetrischer, desto besser. Ein symmetrisches Gesicht beispielsweise wirkt bei uns Menschen schöner als ein asymmetrisches. Bei Tieren allerdings kann Asymmetrie von Vorteil sein. Das zeigt der Ohrenkneifer.

Asymmetrie ist selten schön, aber manchmal von Vorteil - zumindest dann, wenn man Ohrenkneifer ist und um Futter oder Weibchen kämft. Dann gewinnt eher das Männchen mit dem stärker unsymmetrisch ausgebildeten Zangen-Paar am Hinterleib. Das ist das Ergebnis einer Studie der San Francisco State University. "Dies ist eine der ersten Studien, die belegen, dass asymmetrische Waffen nützlich sind", schreiben Andrew Zink und Nicole Munoz.

Schlechte Chancen im Überlebenskampf: Ohrenkneifer mit symmetrischen Zangen.

Schlechte Chancen im Überlebenskampf: Ohrenkneifer mit symmetrischen Zangen.

(Foto: dpa)

Die Biologen haben Ohrenkneifer der Art Anisolabis maritima untersucht, die am Atlantik und am Pazifik an der Küste Nordamerikas vorkommen. Diese Insekten besitzen am Hinterleib ein Paar Zangen. Die eine Seite ist länger und stärker gekrümmt als die andere. Während eines Kampfes nutzen die Männchen die stark gekrümmte Zangenhälfte, um sich am Hinterleib des Gegners festzuhaken.

Für das Experiment mussten die Tiere zunächst bis zu 28 Tage hungern. Dann wurden sie in eine Art Arena gesetzt, wo etwas Nahrung für sie bereitlag. Bei den folgenden Kämpfen zeigte sich: Größere Ohrenkneifer dominierten kleinere Artgenossen, egal, wie ihr Zangenpaar aussah. "Doch wenn kleinere, gleichgroße Männchen miteinander kämpften, dann war normalerweise das mit den asymmetrischeren Zangen der Gewinner. Das belegt den Vorteil von asymmetrischen Waffen bei Männchen, die unterdurchschnittlich groß sind", schreiben die Biologen.

Für ein weiteres Experiment schnitten die Forscher eine der beiden Zangen kurz. "Die manipulierte Asymmetrie schien weder zu beeinflussen, wie die Ohrenkneifer ihre Zangen während des Kampfes benutzen, noch wie der Kampf ausging", so die Biologen. Die ursprüngliche Asymmetrie sei entscheidend, nicht die manipulierte Asymmetrie. Das Team schließt daraus: Die Asymmetrie könne verknüpft sein mit einer anderen Eigenschaft, die Dominanz und Aggression beeinflusst.

Tiere und Menschen nutzen Symmetrie, um schnell potenzielle Partner zu identifizieren: Je symmetrischer, desto besser. Ein besonders ebenmäßiges Gesicht ist daher besonders attraktiv. "Die Evolutionstheorie, die die Symmetrie in der Partnerwahl unterstreicht, ist ziemlich geradlinig", erklärt der Leiter der Studie Zink. Symmetrische Eigenschaften deuteten für gewöhnlich auf eine normale Entwicklung hin, während Asymmetrie auf eine Entwicklungsstörung hinweise und den potenziellen Paarungspartner als weniger fit darstelle.

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