Evolution des Menschen:Die Urzeit-Kita

Neandertaler waren nicht unterlegen

Bereits bei unseren Urahnen war die Betreuung der Kinder ein wichtiges Thema in der Familie.

(Foto: Gambarini/dpa)

Teamarbeit bei der Kinderbetreuung verschaffte den Menschen einen evolutionären Vorteil. Daraus könnten sich auch Empathie und Gerechtigkeitssinn entwickelt haben.

Der Mensch hat im Lauf seiner Evolution verschiedene Formen von kooperativem Verhalten entwickelt, die seine biologische Fitness verbesserten. Dazu zählte auch, dass Mütter ihre Kinder nicht mehr allein aufzogen, sondern dabei von Verwandten und anderen Mitgliedern ihrer Gruppe unterstützt wurden. Über die Antriebskräfte, die für diese Veränderung der Lebensweise verantwortlich gewesen sein könnten, berichten amerikanische Anthropologen im Journal of Human Evolution.

Mütter, die mehrere Kinder gleichzeitig großziehen mussten, gab es nicht

In einer Simulation gingen sie davon aus, dass bei den Vorfahren des Menschen - ähnlich wie bei heutigen Menschenaffen - Mütter in der Regel nur jeweils ein einzelnes Kind versorgten. Dieses wurde spät entwöhnt, lernte danach aber schnell, sich selbst zu ernähren. Mütter, die mehrere Kinder gleichzeitig großziehen mussten, gab es praktisch nicht. Dann verkürzte sich die Zeit zwischen den Geburten und gleichzeitig blieben die Kinder länger von der mütterlichen Fürsorge abhängig.

Kosten-Nutzen-Berechnungen der Forscher ergaben, dass diese Entwicklung nur deshalb erfolgreich sein konnte, weil zunächst ältere Geschwister und später auch erwachsene Gruppenmitglieder bei der Versorgung des Nachwuchses mithalfen. "In unserem Modell simulierten wir ein ökonomisches Problem, das während der menschlichen Evolution zu entstehen drohte: Die Frauen bekamen in kurzer Zeit so viele Kinder, dass sich die Mütter nicht mehr allein um sie kümmern konnten", sagt Karen Kramer von der University of Utah in Salt Lake City.

Auch Väter kümmerten sich um ihren Nachwuchs

Daher erwies es sich als vorteilhaft, wenn die Mütter innerhalb einer Gruppe bei der Kinderaufzucht Unterstützung erhielten. Als erster Schritt sei nach Ansicht der Forscher ein kooperatives Verhalten älterer Geschwister anzunehmen, wobei sich Empathie und Gerechtigkeitssinn entwickelt hätten. Diese Eigenschaften könnten dazu geführt haben, dass sich auch Väter um ihren Nachwuchs kümmerten und andere erwachsene Gruppenmitglieder auch Kinder unterstützten, die nicht ihre eigenen waren.

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