Evolution des Gesichts:Das Nasentier

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Der Schädel der fischähnlichen Kreatur Romundina ist 415 Millionen Jahre alt (Foto: Philippe Loubry, CNRS-MN)

Augen, Mund und Nase - das gab es schon vor 415 Millionen Jahren. Doch wieso sind sie immer gleich angeordnet? Das Urtier "Romundina" liefert Hinweise.

Von Katrin Blawat

Lebewesen mit zwei getrennten Nasenlöchern scheinen nicht gerade die aufregendste Leistung der Evolution zu sein. Doch hängt dieses Merkmal eng mit einem wichtigen Schritt in der Entwicklung der Wirbeltiere zusammen: mit dem Übergang von der Gruppe der kieferlosen Vertebraten - die nur ein Nasenloch in der Mitte des Gesichtes besitzen - zu jenen mit Kiefern. Doch wie genau haben sich diese entwickelt? Und warum wirken sich Kiefer auch auf die Zahl der Nasenlöcher aus?

Zumindest eine teilweise Antwort darauf liefert nun ein 410 Millionen Jahre altes Fossil namens Romundina. Forscher um Per Ahlberg von der Universität Uppsala haben den Schädel des fisch-ähnlichen Lebewesens jetzt untersucht und am Computer rekonstruiert ( Nature, online).

Seltsame Nase

Das Fossil repräsentiert einen Schnappschuss der Evolution: "Romundina zeigt die Konstruktion eines Wirbeltieres mit Kiefern, aber die Proportionen eines kieferlosen", sagt Ahlberg. Embryos von kieferlosen Tieren entwickeln beidseitig des Hirns Gewebe, das schließlich in der Mitte zu einer Art überdimensionierten Oberlippe zusammenwächst. Damit geht einher, dass diese Tiere nur eine einzige Nasenöffnung entwickeln, die sich unmittelbar vor den Augen und damit weit hinten im Gesicht befindet - eine heute befremdlich wirkende Vorstellung eines Gesichts.

Bei den allermeisten heutigen Vertebraten hingegen wächst das Gewebe mittig unterhalb des Vorderhirns, so dass sich zwei Gesichtshälften entwickeln - und damit auch zwei Nasenlöcher. Das Fossil Romundina besitzt bereits Kiefer und daher auch zwei getrennte Nasenlöcher. Deren Position aber erinnert noch deutlich an ein kieferloses Lebewesen: Die Nasenöffnungen liegen weit hinten im Gesicht, und auch die Oberlippe des Fossils erinnert noch stark an die eines kieferlosen Tiers.

© SZ vom 13.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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