Ethnologie:Waffenbrüder im Dschungel

Yanomami

Ein Schaukampf zwischen Yanomami-Kriegern in den 60er Jahren

(Foto: Napoleon Chagnon)

Die Yanomami überfallen gelegentlich fremde Dörfer. Wenn die Krieger zu solchen Raubzügen aufbrechen, verbünden sie sich oft mit ihnen unbekannten Männern aus anderen Gruppen. Diese Allianzen spielen wohl eine Rolle bei der weiteren Familienplanung.

Von Kim-Björn Becker

Die Angriffe finden stets in der Dämmerung statt: Mit Speeren, Pfeil und Bogen bewaffnet, attackieren die Kämpfer der Yanomami im Amazonasgebiet ihre Feinde. Dass es zwischen den Angehörigen verschiedener Yanomami-Stämme zu blutigen Auseinandersetzung kommt, ist bereits seit Jahren bekannt - doch nun weiß man auch, wie gut sich die Krieger organisieren, bevor sie zu Felde ziehen.

Um das herauszufinden, haben der amerikanische Anthropologe Napoleon Chagnon und sein Mitarbeiter Shane Macfarlan Daten ausgewertet, die Chagnon bei Besuchen der Yanomami in den Achtzigerjahren erhoben hat. Chagnon gilt als Pionier bei der Erforschung des südamerikanischen Naturvolks, zugleich ist der Anthropologe äußerst umstritten - Kritiker halten ihm vor, ein all zu blutrünstiges Bild der Yanomami zu zeichnen. Chagnon und Macfarlan zeigen in ihrer Veröffentlichung im Fachblatt PNAS (online) nun, dass die Krieger nicht primär mit engen Verwandten aus demselben Dorf auf Raubzug gehen.

Stattdessen bilden sie Allianzen mit Kämpfern aus anderen Dörfern; und um die Bande zu stärken, heiraten die Kämpfer die Frauen aus dem jeweils anderen Stamm. Die beiden Forscher haben die Beziehungen von 118 Männern ausgewertet, die in unterschiedlichen Gruppen in den Kampf gezogen sind. In lediglich 22 Prozent der Fälle kamen zwei Yanomami-Krieger aus demselben Stamm.

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