Ernährung:Magermilch macht nicht schlank - im Gegenteil

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Viele Kinder mögen Milch - nur welche ist die richtige? (Foto: dpa/dpaweb)

Laut einer Studie sind Kinder, die Vollmilch trinken, etwas schlanker als Altersgenossen, die Milch mit geringem Fettgehalt bekommen. Forscher haben für diese überraschende Beobachtung ein paar Erklärungen parat.

Von Hanno Charisius

Eine Studie, zwei Ergebnisse, viele Interpretationsmöglichkeiten - so lässt sich zusammenfassen, was kanadische Kinderärzte in einem Fachaufsatz zusammengeschrieben haben. Das Team aus Toronto hatte die Eltern von 2745 Kindern während Routinebesuchen beim Kinderarzt gefragt, welchen Fettgehalt die Milch hat, die der Nachwuchs bekommt.

Die Forscher maßen zudem Gewicht und Körperlänge der Ein- bis Sechsjährigen und nahmen eine Blutprobe, um zu klären, ob die Kinder ausreichend mit Vitamin D versorgt sind. Die Resultate: Jene untersuchten Kinder, die Vollmilch tranken, waren schlanker als Gleichaltrige, die Magermilch bekamen, und hatten mehr Vitamin D im Körper.

Mehrere Erklärungssversuche

Da Vitamin D fettlöslich ist und Milch in den USA damit angereichert wird, um eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung zu sichern, war zumindest das letztere Ergebnis erwartbar. Für den überraschenderen Zusammenhang zwischen geringerem Kindergewicht und höherem Milchfettgehalt bieten die Wissenschaftler um Studienleiter Jonathon Maguire von der University of Toronto im American Journal of Clinical Nutrition mehrere Erklärungsversuche an: Vollmilch macht womöglich satter, weshalb Kinder, die fettreduzierte Milch bekommen, ihren Hunger dann mit anderen Dingen stillen, die insgesamt mehr Kalorien bergen.

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Vielleicht geben Eltern mit etwas pummeligem Nachwuchs aber auch schlicht lieber fettarme Milch zu trinken, darauf weist Maguire selbst hin. Dann wäre das Übergewicht nicht die Folge des Magermilchkonsums, sondern die Ursache. Maguire hält die Frage nach dem optimalen Fettgehalt mit seiner Studie noch nicht für endgültig beantwortet, sondern wünscht sich bessere Untersuchungen.

Stoffwechselexperte Berthold Koletzko, der am Klinikum der Universität München arbeitet, bietet eine weitere Erklärung an. Die Ergebnisse der neuen Studie stärken die "Frühe Protein Hypothese", der er mit anderen Forschergruppen nachgeht. Danach fördert ein hoher Proteinanteil in der Nahrung von Kindern die Gewichtszunahme.

Fettarme Milch hat - bezogen auf die gesamte Energiemenge - einen höheren Proteinanteil als Vollmilch und auch als Muttermilch. Auch aus diesem Grund empfiehlt die Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin, Kindern frühestens nach dem ersten Lebensjahr Trinkmilch anzubieten und Kleinkindern nicht mehr als zwei Tassen pro Tag zu verabreichen.

© SZ vom 18.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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