Erfinder der künstlichen Befruchtung:Britischer Nobelpreisträger Robert Edwards ist tot

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Er revolutionierte die Reproduktionsmedizin: Robert Edwards entwickelte die künstliche Befruchtung. Jetzt ist der Brite verstorben. (Foto: Reuters)

Seine Forschung galt als Meilenstein der modernen Medizin: Gemeinsam mit einem Kollegen entwickelte Robert Edwards das Verfahren zur künstlichen Befruchtung. Nun ist der britische Forscher im Alter von 87 Jahren gestorben.

Der britische Forscher und Medizin-Nobelpreisträger Robert Edwards, ist tot. Der Pionier der künstlichen Befruchtung ist nach Angaben der Universität von Cambridge am Mittwoch im Alter von 87 Jahren nach langer Krankheit verstorben. Er hatte gemeinsam mit dem britischen Gynäkologen Patrick Steptoe die In-vitro-Fertilisation (IVF) entwickelt.

Bereits in den 50er Jahren begann Edwards die diffizilen Vorgänge der Fortpflanzung zu erforschen, wobei er zunächst - zusammen mit seiner späteren Ehefrau, der Biologin Ruth Fowler - mit Geschlechtszellen von Mäusen, Hasen, Rindern und Affen experimentierte. Nachdem es Forscherkollegen gelungen war, Eizellen von Kaninchen im Reagenzglas ("in vitro") zu befruchten, entwickelte er die Vision einer In-vitro-Fertilisation beim Menschen als Behandlung gegen Unfruchtbarkeit, die ihn sein ganzes Forscherleben beschäftigen sollte.

Später äußerte er, er sei "tief berührt" gewesen von der Verzweiflung und oft lebenslangen Traumatisierung kinderloser Paare und meinte, "das Wichtigste im Leben ist, ein eigenes Kind zu haben". Nach Jahren der Grundlagenforschung gelang ihm 1969 die erste Befruchtung einer menschlichen Eizelle im Reagenzglas; allerdings teilte sich diese Zelle nur ein einziges Mal.

Ein "Meilenstein in der Entwicklung der modernen Medizin"

Gemeinsam mit dem Gynäkologen Patrick Steptoe gelang es Edwards Mitte der 70er im Labor Embryonen herzustellen und diese dann in die Gebärmutter der Frauen einzusetzen. Der Durchbruch gelang den zwei Medizinern dann mit der von den Medien als "Jahrhundertereignis" begrüßten Geburt von Louise Joy Brown am 25. Juli 1978, die als erstes "Retortenbaby" per Kaiserschnitt auf die Welt kam.

1980 gründeten Edwards und Steptoe die weltweit erste IVF-Klinik, die Bourn Hall Clinic in der Nähe von Cambridge, um dort ihre gemeinsame Arbeit fortzusetzen und Spezialisten auszubilden. Bis 1991 war Edwards der wissenschaftliche Leiter dieser Institution.

2001 wurde Edwards für seine Erfolge in der Reproduktionsmedizin mit dem Albert Lasker Award gewürdigt. 2010 dann erhielt er den Nobelpreis für Medizin. Der Münchner Gynäkologe Hermann Hepp nannte die Befruchtung im Reagenzglas "nach der Atomkernspaltung die bedeutendste und gleichzeitig umstrittenste Methode" des 20. Jahrhunderts, das Nobelkomitee bezeichnete sie als "Meilenstein in der Entwicklung der modernen Medizin".

© Süddeutsche.de/AFP/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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