Erderwärmung:Hälfte der Wetterextreme vom Klimawandel verursacht

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In 26 US-Bundesstaaten war es 2012 zu katastrophalen Dürren gekommen (Foto: Bloomberg)

Der Klimawandel erhöht das Risiko von Wetterextremen - daran gibt es kaum noch Zweifel. Doch ob bestimmte Ereignisse auf ihn zurückgehen, lässt sich schwer sagen. Wissenschaftler haben das für das Jahr 2012 überprüft.

Von Christopher Schrader

Dass der Klimawandel das Risiko von Wetterextremen in der Zukunft deutlich erhöhen dürfte, ist eine kaum bestrittene Vorhersage der Forschung. Dennoch haben Wissenschaftler oft Probleme damit, an den Ereignissen der Gegenwart abzulesen, ob sie bereits von der globalen Erwärmung beeinflusst worden sind. "Ist das schon der Klimawandel?", werden sie oft gefragt, und müssen mit den Schultern zucken.

Eine Sonderausgabe des Bulletin of the American Meteorological Society hat sich jetzt mit zwölf Wetterextremen des Jahres 2012 beschäftigt; in der Hälfte der Fälle, schließt das Herausgeberteam um Thomas Peterson von der US-Wetterbehörde Noaa, spielte der Klimawandel eine Rolle.

Die Forscher haben den Einfluss der auch vom Menschen ausgelösten Erwärmung der Atmosphäre bei folgenden Ereignissen gefunden: der Hitzewelle und Trockenheit in den USA, der Winterdürre auf der iberischen Halbinsel, extremem Regen in Neuseeland, dem Rückgang des Meereises in der Arktis und den Überflutungen nach dem Hurrikan Sandy in New York und New Jersey.

Bei den Niederschlägen in Europa, wo im Sommer 2012 in Großbritannien extrem viel und im Süden kaum Regen fiel, sind sich die Forscher uneins: Zwei Studien sehen eine Rolle des Klimawandels, zwei eher nicht. Für die Dürre in Somalia und Kenia, Überflutungen in China, sowie Starkregenfälle in Japan und Australien machen die Wissenschaftler eher natürliche Schwankungen verantwortlich.

Dem Klimawandel eine kausale Rolle zuzuweisen, dürfte auch in Zukunft schwierig bleiben, fassen die Herausgeber zusammen. Sie vergleichen die erhöhten Temperaturen und sonstigen Veränderungen mit gewohnheitsmäßig zu schnellem Autofahren. Es allein löse kaum Unfälle aus, aber es mache sie wahrscheinlicher und gefährlicher, wenn Straßen feucht oder Fahrer abgelenkt seien.

Die noch junge Wissenschaft der "Attribution", die sich bemüht, den relativen Einfluss des Klimawandels aus extreme Wetterereignissen zu berechnen, habe noch viel Arbeit vor sich.

Eine amüsante Arbeit in der Sonderausgabe handelt übrigens nicht von der Lebensgefahr, in die Wetterextreme Menschen bringen können, sondern von einer verpassten Gelegenheit. Im Februar 2012 hatte intensive Kälte Westeuropa erfasst. In den Niederlanden hofften viele, die Grachten, Kanäle und Seen würden dick genug zufrieren, um die Elf-Städte-Tour zu starten - ein nur selten möglicher 200-Kilometer-Wettlauf auf Schlittschuhen.

Doch dann wurde zur allgemeinen Enttäuschung nicht überall die nötige Eisdicke von 15 Zentimetern erreicht. Hylke de Vries und seine Kollegen vom Königlichen Meteorologischen Institut haben die Gründe untersucht. Wäre die in den Niederlanden bisher registrierte Erwärmung von 1,5 Grad Celsius ausgeblieben, hätte die Kälteperiode womöglich gereicht, schreiben sie. Zunichte gemacht haben die Pläne der Schlittschuhläufer aber Schneefälle, die die Eisflächen von der kalten Luft isolierten. Der Klimawandel trage keine Verantwortung für das ausgefallene Rennen, so das Team.

© SZ vom 09.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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