Erdbebengefahr:Geologische Riesenbombe bei Istanbul

Erdbebengefahr in der Türkei

Die Erdbebengefährdung der Türkei: Epizentren und die Lage der Haupt-Störungszonen. (M = Magnitude, Erdbebenstärke)

(Foto: GFZ Deutsches GeoForschungsZentrum)

Nur 15 Kilometer von Istanbul entfernt haben Geologen eine Spannungszone entdeckt, die zu einem Erdbeben mit verheerenden Ausmaßen führen könnte. Sollte es dazu kommen, rechnen die Fachleute mit bis zu 150.000 Toten.

Von Patrick Illinger

Erdbebenforscher haben südlich von Istanbul eine unterirdische Formation entdeckt, die Startpunkt eines schweren Erdbebens werden könnte.

Nur 15 bis 20 Kilometer von der historischen Altstadt entfernt liegt demnach eine 30 Kilometer lange, zehn Kilometer tief reichende Spannungszone.

Das Gebiet ist Teil der Nordanatolischen Verwerfungszone, die bis in den Iran reicht. Entlang dieser Formation hat es in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder heftig gebebt.

Istanbul und die Region um das Marmarameer gilt unter Geologen seit Langem als hochgradig erdbebengefährdet. Forscher des Helmholtz-Zentrums GFZ in Potsdam haben daher in den vergangenen Jahren gemeinsam mit türkischen Kollegen ein Messnetz auf den im Marmarameer gelegenen Prinzen-Inseln angelegt. Von dort aus lassen sich Erdbewegungen unterhalb des Meeresgrunds verfolgen.

Aus den so gewonnenen Messdaten ziehen der GFZ-Forscher Marco Bohnhoff und seine Kollegen den Schluss, dass sich gewaltige Spannungen aufgebaut haben (Nature Communications). Hauptindikator ist eine Art Block, der sich seit Messbeginn vor vier Jahren nicht bewegt hat.

In einer Region, die ansonsten seismisch aktiv ist, könnte das darauf hindeuten, dass sich zwei Erdplatten verhakt haben, die eines Tages gewaltsam losbrechen. Dafür spricht nach Ansicht der Potsdamer Geologen auch, dass die Bruchzone des letzten Erdbebens der Nordanatolischen Verwerfungslinie im Jahr 1999 an der jetzt verdächtigen Stelle geendet hat. Die Forscher vermuten sogar, dass sich dort seit dem Jahr 1766 Spannung aufbaut.

Ein Starkbeben in der unmittelbaren Umgebung von Istanbul könnte sich verheerend auswirken. Angesichts der in weiten Teilen nicht erdbebensicheren Bauten prognostizieren Hochrechnungen zwischen 50.000 und 150.000 Todesopfer, sollte es zum großen Knall kommen.

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