Eingeschleppte Tierarten:Invasion der Exoten

Possierliche Bären und Krebse des Grauens: Eingeschleppte Tierarten können großen Schaden anrichten - auch in Deutschland. Auf eine Spezies wird sogar mit Pfeil und Bogen Jagd gemacht.

Von Katrin Collmar

Bunte Papageien in Köln, monströse Frösche bei Karlsruhe und niedliche Kleinbären in Kassel - Tiere aus aller Welt bevölkern Deutschland und Europa. Einige setzen sich in ihren neuen Lebensräumen gegen andere Arten durch. Schaden sie ihnen, werden sie als invasiv bezeichnet.

Auf abenteuerlichsten Wegen gelangen die gebietsfremden Arten nach Europa: Sie reisen als blinde Passagiere in Schiffen und Flugzeugen oder sie werden absichtlich als Haustiere eingeführt. Sie gelangen zufällig in die freie Natur oder werden gezielt ausgesetzt. Viele der nach Deutschland eingeschleppten Arten stammen aus Nordamerika.

Invasive Arten kennen keine Grenzen

Bis 1992 standen invasive Arten auf keiner internationalen Agenda. Da Tiere jedoch bekanntlich keine Ländergrenzen respektieren, erfordert das Problem staatenübergreifende Strategien. Auf der ersten Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung wurde vor 22 Jahren daher erstmals die Empfehlung ausgesprochen, neue Arten zu kontrollieren - und notfalls zu bekämpfen.

Zum 1. Januar 2015 verpflichtet die EU nun alle Mitgliedsstaaten dazu, invasive Arten abzuwehren. Welche Spezies unerwünscht sind, steht in einer Verordnung. Die Länder sollen die Einschleppung neuer Arten verhindern und Verbreitungswege blockieren. Für eine bessere Zusammenarbeit werden die Daten regelmäßig zusammengetragen.

"Unser Ziel: keine neuen Arten in die Natur"

Auf Inseln wird deutlich, wie gefährlich invasive Arten werden können. Auf Hawaii siedeln schon mehr gebietsfremde Tiere und Pflanzen als heimische. In Australien richten von Siedlern mitgebrachte Tiere wie die giftige Aga-Kröte jährlich Schäden von mehreren hundert Millionen US-Dollar an.

In Europa etablieren sich neue Arten langsamer. Die heimischen Tiere und Pflanzen sind hartnäckig, sie mussten sich im Laufe der Evolution an viele Konkurrenten und Feinde anpassen. Gebietsfremden Arten fällt es deshalb schwerer, einen freien Platz zu finden. "In Deutschland gibt es ungefähr 72 000 Tier- und Pflanzenarten, davon sind etwa ein Prozent, also 800, gebietsfremd", sagt Stefan Nehring vom Bundesamt für Naturschutz.

Nur ein Bruchteil davon, ungefähr 80 Tier- und Pflanzenarten, ist schädlich. "In Mitteleuropa ist bisher noch keine Pflanze und noch kein Tier durch eine invasive Art ausgestorben", sagt Nehring. Trotzdem sei es wichtig, auch hier die Tiere und Pflanzen zu schützen. "Unser Ziel: keine neuen Arten in die Natur." Eine eingeschleppte Art könne zwar in bestimmten Gebieten unproblematisch sein, in anderen dagegen großen Schaden anrichten.

Warum Ochsenfrösche mit Pfeil und Bogen gejagt werden, was ausgewilderte Kamele in Australien anrichten und wie aus wenigen Tausend hundert Millionen Kröten werden - das erfahren Sie in den Bildern zum Artikel.

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