Ehec-Erreger auf dem Hamburger Großmarkt:"Hier ziehen doch keine Wiederkäuer über das Gelände"

Während die Zahl der Ehec-Patienten steigt, diskutieren Gemüseproduzenten und Fachleute über die Infektionsquelle. Einer der spanischen Erzeuger der Ehec-Gurken hat den Verdacht geäußert, sein Gemüse sei in Hamburg verunreinigt worden. Das hält Torsten Berens, Geschäftsführer des Großmarkts der Stadt, für ausgeschlossen.

Markus C. Schulte von Drach

Während die Zahl der Ehec-Erkrankungen steigt, ist ein Streit ausgebrochen zwischen Erzeugern und Gesundheitsexperten. Bislang wurden vier mit Ehec kontaminierte Gurken aufgespürt, drei davon stammten von zwei Produzenten in Spanien. Eines der Unternehmen, Pepino Bio Frunet, hat erklärt, eine seiner Lieferungen sei auf dem Hamburger Großmarkt umgekippt und könnte dort kontaminiert worden sein. Das hält der Geschäftsführer des Großmarkts, Torsten Berens, für ausgeschlossen.

Gurken auf dem Hamburger Großmarkt

Es waren spanische Gurken, die mit Ehec verunreinigt waren. Doch auch Gurken aus regionalem Anbau werden auf dem Hamburger Großmarkt nun kaum noch gekauft.

(Foto: dpa)

sueddeutsche.de: Sie kennen das Szenario, das die spanische Firma Pepino Bio Frunet als mögliche Erklärung für die Verunreinigung einer ihrer Gurken mit Ehec-Bakterien anbietet. Was halten Sie davon?

Torsten Berens: Das überzeugt mich überhaupt nicht. Es gibt drei kontaminierte Gurken, die aus Spanien stammen, bei der vierten ist noch nicht ganz klar, wo sie herkommt. Diese drei spanischen Gurken stammen nicht ausschließlich von Frunet in Málaga. Dennoch versucht die Firma die Verunreinigung damit zu erklären, dass da was auf dem Großmarkt Hamburg umgekippt ist. Wie kann es dann sein, dass Gurken des anderen spanischen Unternehmens ebenfalls kontaminiert sind? Die Ware der beiden betroffenen Unternehmen ist ja nicht zusammen hier angekommen. Ist da etwa bei der Lieferung aus Almería auch ein Behälter umgekippt?

sueddeutsche.de: Wieso können Gurken während des Transports überhaupt auf den Boden fallen? Sind diese so lose verpackt?

Berens: Ich habe keine Informationen darüber, wie das bei den betroffenen Gurken war und kann nicht ausschließen, dass sie irgendwie aus einer Box gefallen sind. Auf jeden Fall werden die Waren normalerweise nicht lose verpackt, sondern in Kisten. Und je nach Jahreszeit stecken sie auch noch in Folien. Dann bleibt die Frage offen, wo das geschehen ist. Das könnte bereits bei einem der diversen Be- und Entladevorgänge auf dem Weg von Spanien nach Hamburg passiert sein.

sueddeutsche.de: Wenn Gurken während des Transports auf den Boden gefallen sind, wie könnten sie dann mit Ehec-Bakterien verunreinigt werden?

Berens: Auf dem Hamburger Großmarkt gar nicht. Das Hauptreservoir dieses Erregers bilden Wiederkäuer. Also Rinder, Schafe, Ziegen. Wir haben hier keine Wiederkäuer, die über das Gelände ziehen. Die Ehec-Bakterien deuten im Zusammenhang mit Gemüse auf eine andere Verunreinigungsquelle hin.

sueddeutsche.de: Könnten die Gurken auf dem Hamburger Großmarkt nicht mit anderem kontaminiertem Produkten in Kontakt gekommen sein, die von einheimischen Landwirten stammen?

Berens: Das ist sehr weit hergeholt. Es wird streng darauf geachtet, dass die verschiedenen Gemüse- und Obstsorten nicht direkt nebeneinander liegen. Das will auch der Kunde nicht.

sueddeutsche.de: Das Robert-Koch-Institut hat zu besonderer Vorsicht vor Salat, Tomaten und Gurken in Norddeutschland gemahnt. Viele Menschen haben das so verstanden, als ginge es um landwirtschaftliche Produkte, die in Norddeutschland produziert werden.

Berens: Unter diesem Generalverdacht haben die norddeutschen Erzeuger schon massiv gelitten. Dabei findet der Anbau hier im Prinzip vollständig unter Glas statt. Da ist eine Verunreinigung mit Gülle überhaupt nicht denkbar, das geht technisch gar nicht. Es wird hier auch kein Vieh neben einem Feld gehalten. Dazu kommen die restriktiven Vorschriften. Und die Erzeuger sind häufig Familienbetriebe, keine Großerzeuger. Deren Existenz hängt davon ab, dass so sauber gearbeitet wird, wie man es nur erwarten kann. Und sie lassen jetzt ihre Waren überprüfen, und zwar über die Stichproben hinaus, die von den Behörden genommen werden. Bislang ohne Ergebnis.

sueddeutsche.de: Sie schließen also aus, dass Gemüse aus Norddeutschland über Gülle mit Ehec-Erregern kontaminiert worden ist. Kennen Sie die Situation in Spanien?

Berens: Nein, die entzieht sich leider meiner Kenntnis.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: