Ehec-Ausbruch:Alle Fäden müssen zusammenlaufen

In diesen Ehec-Zeiten verkündet jede Länderbehörde ihre eigene Warnung. Damit handeln die einzelnen Einrichtungen zwar gemäß ihrer Zuständigkeit, doch sie verwirren die Bevölkerung. Nötig wäre, dass die Verantwortung in einem Bundesinstitut liegt. Dafür müssten die Länder zwar Kompetenzen abgeben, aber die Verbraucher würden es ihnen danken.

Nina von Hardenberg

Wer sich in diesen Tagen Ehec-sicher ernähren will, hat es schwer. Sprossen gehören vom Speiseplan gestrichen, so viel ist klar - zumindest wenn man den Worten eines Landesministers aus Schleswig-Holstein glauben mag. Die von ihm verkündete Spur zu einem Sprossenhof sei "sehr sicher", heißt es.

EHEC-Kontrolleure auf Gärtnerhof in Bienenbüttel

Lebensmittelkontrolleure auf dem Gärtnerhof in Bienenbüttel. Vieles spricht dafür, dass verunreinigte Sprossen aus diesem Betrieb für den Ehec-Ausbruch verantwortlich sind.

(Foto: dpa)

Sicherer also als die Warnung vor spanischen Gurken, die die Hamburger Kollegen zurücknehmen mussten? Ein Beweis fehlt noch. Wohl deshalb bleiben auch Gurken, Tomaten und Salat weiterhin verdächtig, wie zwei Bundesinstitute betonen. Manch ein Bürger verzichtet da lieber ganz auf frische Kost. Man kann es ihm nicht verdenken. Jede einzelne Behörde handelt in dieser Krise gemäß ihren Zuständigkeiten. Das Ergebnis ist trotzdem fatal.

Dabei ist es weniger die Information an sich, als die Vielstimmigkeit der Informationsgeber, die die Bürger verwirrt. Doch genau die ist in unserem föderalen System so vorgegeben. Wenn wenig bekannte Landesminister vor gefährlichem Gemüse warnen, handeln sie in ihrer ureigenen Kompetenz. Die Lebensmittelsicherheit ist nun einmal Ländersache.

Die Länder und Kommunen kontrollieren nicht nur routinemäßig die Hygiene von Restaurants. Auch in der Krise liegt die ganze Verantwortung bei ihnen. Sie entscheiden, welcher Betrieb geschlossen, wo verdächtiges Gemüse getestet und wann die Bevölkerung informiert wird. Und das dem Bundesgesundheitsministerium unterstellte Robert-Koch-Institut wird nur in ihrem Auftrag tätig.

Diese in normalen Zeiten gerechtfertigte Arbeitsteilung erweist sich in Krisensituationen als Risiko. Sie verhindert, dass vom ersten Moment an der geballte Sachverstand der Republik an der Überwindung der Krise arbeitet. Wissenschaftler fordern deshalb seit langem ein Bundesinstitut, in dem alle Fäden zusammenlaufen.

Anders als der jetzt ad hoc einberufene Krisenstab der Regierung könnte ein solches Institut Szenarien vorher durchspielen, feste Abläufe einüben und aus früheren Epidemien lernen. Vor allem aber könnte es Informationen zusammenführen und die Bevölkerung einheitlich informieren. Die Länder müssten dafür Kompetenzen abgehen. Doch die Verbraucher würden es ihnen danken.

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