Echinacea:Sonnenhut tut doch nicht gut

Echinacea-Präparate gelten seit Jahr und Tag als probates Mittel gegen Erkältungen und Schnupfen. Eine Öko-Test-Untersuchung 30 solcher Arzneimittel zeigt jedoch: "Guten Gewissens können diese Präparate nicht empfohlen werden." Und auch die meisten so genannten ACE-Drinks schaden offenbar mehr als sie nutzen.

Echinaceapräparate stimulieren angeblich das Immunsystem und sollen so gegen Erkältungen und Schnupfen helfen. Nachdem allerdings bereits im letzten Jahr eine US-Studie diese Wirksamkeit erheblich in Frage gestellt hatte, hat Öko-Test 30 Arzneimittel untersuchen lassen. Das Ergebnis ist niederschmetternd: "Guten Gewissens können Echinaceapräparate heute nicht mehr empfohlen werden", berichtet das Magazin.

Echinacea

Präparate aus Echinacea-Pflanzen scheinen nicht besser gegen Erkältungen zu helfen als Scheinmedikamente.

(Foto: Foto: AP)

In der Studie der University of Virginia in Charlottesville waren verschiedene Extrakte aus dem Sonnenhut Echinacea angustifolia getestet worden - eine klinisch bedeutsame Wirkung auf die Infektion konnte nicht beobachtet werden.

In Deutschland werden die Mittel jedoch aus zwei anderen Sonnenhut-Arten gewonnen, dem Purpursonnenhutkraut Echinacea purpurea und dem Blassfarbenen Sonnenhut Echinacea pallida.

Öko-Test ließ deshalb eine Reihe solcher Präparate testen. Das Ergebnis: Jedes zweite Produkt schnitt mit dem Gesamturteilen "mangelhaft" oder "ungenügend" ab, etwa die Hälfte der Produkte schaffte gerade noch ein "befriedigend".

So stellten die Gutachter fest, dass die Mittel in methodisch einwandfreien Studien auf die Dauer und auf die Symptome einer Erkältung wie Niesen, verstopfte Nase, Kopfschmerzen, Husten, Heiserkeit und Halsschmerzen nicht besser wirkten als Scheinmedikamente. Guten Gewissens, so der Schluss der Öko-Tester, können Echinaceapräparate heute nicht mehr empfohlen werden.

Unterstützung dank Placebo-Effekt

Da die Präparate jedoch offenbar einen Placebo-Effekt zeigen, könne man ihnen für die unterstützende Behandlung oder Therapie "gerade noch eine teilweise belegte Wirkung attestieren", so Öko-Test. Die Aussagen, dass sie die Abwehrkräfte stärken oder gar leichte Infektionen vorbeugen helfen, seien jedoch nicht belegt.

Dabei haben Extrakte der Pflanze im Reagenzglas eine antivirale Wirkung gezeigt und steigern offenbar auch die Aktivität von Zellen des Immunsystems sowie die Ausschüttung bestimmter Botenstoffe. Was im Labor wirkt, muss aber nicht immer auch im lebenden System - sprich: dem Menschen - funktionieren.

Die Ursachen des Versagens lassen sich nicht immer feststellen - schließlich sind die Mechanismen, mit denen die Pflanzenstoffe im Labor auf Viren wirken, auch noch nicht geklärt. Doch einige der untersuchten Arzneimittel brachten bei der vom Hersteller empfohlen Einnahme nicht einmal die geforderte Tagesdosis zusammen.

Andere Mittel erfüllten nicht die Anforderungen, die es für die Herstellung, Zusammensetzung und Deklaration arzneilich wirksamer Bestandteile gibt. Und auch die Angaben der Beipackzettel ließen häufig zu wünschen übrig.

Vorsicht bei ACE-Drinks

Auch beim Vorbeugen gegen Erkältungen mit Vitaminen räumt Öko-Test mit einer weiteren Illusion auf: Die meisten industriell hergestellten Säfte mit den Vitaminen A,C und E schaden demnach mehr als sie nützen.

Mehr als zwei Drittel aller getesteten 30 ACE-Drinks schnitten mit "mangelhaft" oder "ungenügend" ab. Immerhin: Einmal gab es auch die Note "sehr gut" und viermal "gut".

In der Studie erwies sich als besonders problematisch, dass viele Hersteller künstliches Betacarotin in ihre Säfte mischen, oft sogar mehr, als es das Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR) empfiehlt.

Bereits in geringen Dosen führte das synthetische Vitamin zu erhöhten Lungenkrebsraten bei Rauchern und zu erhöhter Sterblichkeit bei Herzkranken. Weitere Kritikpunkte der Untersuchung waren unter anderem problematische Farb- oder Konservierungsstoffe.

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