DNA-Test für Mumien:Who is who?

Kürzlich hat sich herausgestellt, dass Pharao Thutmosis I. gar nicht Thutmosis war. Nun soll die Identität aller bisher in Ägypten gefundenen Königs-Mumien mit Erbgut-Analysen überprüft werden.

Felix Ruhland

Die Identität aller bisher in Ägypten gefundenen Königs-Mumien soll mit Erbgut-Analysen überprüft werden. Es sei nicht auszuschließen, dass einige Mumien falsch zugeordnet worden seien, begründete Zahi Hawass, Generalsekretär des Obersten Rats für die Altertümer Ägyptens, das Vorhaben.

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Hatschepsut.

(Foto: Foto: AP)

So habe sich erst im Juni gezeigt, dass es sich bei einer Mumie nicht wie lange angenommen um König Thutmosis I. handelte. Mit DNS-Analysen und Computertomografen-Scans (CT) entdeckten Archäologen des Ägyptischen Museums in Kairo, dass der konservierte Tote zum Todeszeitpunkt ein junger Mann gewesen war. Doch Thutmosis I. starb als alter Mann, das ist aus historischen Quellen belegt. Nun sollen ähnliche Fehler aufgespürt werden.

Erst seit zwei Jahren verfügt das archäologische Museum in Kairo über die nötigen modernen Analysetechniken. Die Geräte konnten durch eine Zusammenarbeit mit dem Fernsehsender Discovery Channel finanziert werden.

Wie Indiana Jones

In dem gemeinsam produzierten Film tritt Zahi Hawass wie Harrison Ford in den Indiana- Jones-Filmen auf: Er seilt sich spektakulär in ein Königsgrab ab und identifiziert durch die Analyse von Jahrtausende altem Erbgut die Mumie von Hatschepsut, der mächtigsten Herrscherin Ägyptens und Tochter von ThutmosisI.

40 königliche Mumien der Museen von Kairo und Luxor sollen mit den Geräten nun überprüft werden. Die Mumien stammen aus dem Tal der Könige im Süden des Landes; sie sind allesamt Überreste der Herrscher des neuen ägyptischen Reichs. Sie bildeten die 18. und 20. Dynastie, die zwischen 1539 und 1077 vor Christus über das Reich am Nil regierte.

Dass die einbalsamierten Leichname nicht zweifelsfrei dem jeweiligen Herrscher zugeordnet werden können, liegt an den Königen der nachfolgenden 21.Dynastie. Aus Angst vor Plünderung und Schändung der Gräber ihrer Vorgänger ließen die Regenten die Grabstätten öffnen und deren Leichname an zwei geheimen Orten verstecken. Hohepriester sammelten die Mumien ein und balsamierten und beschrifteten sie in einer feierlichen Zeremonie erneut.

"Bei diesem Vorgang haben die Priester wahrscheinlich, den einen oder anderen König durcheinander gebracht", sagt Christian Loeben, Ägyptologe am Kestner-Museum in Hannover. "Die Mumien jetzt mit DNS-Analysen zu untersuchen, halte ich deshalb für sinnvoll."

Erhitztes Erbmaterial

Zwar werde dadurch die Geschichte des alten Ägyptens nicht neu geschrieben, aber womöglich ließen sich einige Unstimmigkeiten ausräumen. "Bei ein paar schlecht erhaltenen Mumien, wie etwa der Mumie aus dem Grab Nummer 55, wissen wir nicht, ob es sich um den König Echnaton oder seinem Nachfolger Semenchkare handelt. DNS und CT-Untersuchungen könnten hier Klarheit schaffen", sagt Loeben.

Dietrich Wildung, Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin, beurteilt dies kritischer. "Ich halte die Stichhaltigkeit von mehrere tausend Jahre alten Erbgutproben für fragwürdig." Auch Michael Hofreiter, Evolutionsbiologe am Max Planck Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig ist skeptisch. "Aufgrund der Hitze und der Einbalsamierung bezweifle ich, dass Hawass genügend brauchbares Erbmaterial aus den Mumien gewinnen kann." Ausgeschlossen sei das allerdings nicht, so wurden in Tierknochen bereits mehr als 10000 Jahre alte intakte DNS gefunden.

"Wissenschaftlich betrachtet haben die DNS-Untersuchungen jedoch keinen Effekt für das Verständnis der ägyptischen Geschichte", sagt Wildung. Für die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit sei die Arbeit des obersten ägyptischen Archäolgen jedoch von großer Bedeutung. Das belege die wachsende Besucherzahl in entsprechenden Ausstellungen.

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