Dinosaurier-Fossil:Kampfschwimmer der Kreidezeit

Ein neu ausgegrabenes und am Computer rekonstruiertes Skelett des Spinosaurus aegyptiacus zeigt: Manche Saurierarten waren alles andere als wasserscheu. Mit diesem Kampfschwimmer würde man aber ungern den Swimmingpool teilen.

Von Alexander Stirn

Zwanzig Tonnen schwer, fünfzehn Meter lang, zwei Dutzend messerscharfe Zähne und ein ausgezeichneter Schwimmer: Spinosaurus aegyptiacus ist keine Kreatur, der man beim Baden begegnen möchte. Zum Glück kommen Menschen nicht in diese Verlegenheit: Der fleischfressende Dinosaurier lebte - und starb - vor knapp 100 Millionen Jahren. Jetzt haben Paläontologen das Skelett des schwimmenden Jägers aus der Kreidezeit erstmals rekonstruiert (Science, online).

Dinosaurier-Fossil: Rekonstruierter Spinosaurus, rot die Knochen des neuen Fundes.

Rekonstruierter Spinosaurus, rot die Knochen des neuen Fundes.

(Foto: Science)

"Die Arbeit an diesem Tier war wie die Untersuchung eines Außerirdischen", erinnert sich Nizar Ibrahim von der Universität Chicago, Leiter des internationalen Paläontologen-Teams. "Der Fund ist anders als alle Dinosaurier, die ich bisher gesehen habe." Gleich mehrere Eigenarten lassen die Forscher zu dem Schluss kommen, dass sich der eigentlich an Land lebende Spinosaurus im Wasser ausgesprochen wohl gefühlt haben muss - als einer der ersten seiner Art: Nasenlöcher in der Mitte des Schädels ermöglichten es dem Saurier, beim Schwimmen zu atmen. Große schiefe Zähne mit konischer Form halfen beim Fang der Beute - vermutlich Haie, Säge- und Lungenfische. Der lange Hals und der drahtige Oberkörper verbesserten die Lage im Wasser. Die kurzen, muskulären Hinterbeine und die breiten Füße erlaubten Paddelbewegungen; die ersten Wale nutzten ähnliche Stummel zum Vortrieb. Und die nur lose verbundenen Knochen im Schwanz machten es möglich, wie mit Schwanzflosse durchs Wasser zu manövrieren.

Für Paläontologen ist S. aegyptiacus indes kein Unbekannter. Bereits vor mehr als 100 Jahren hatte der deutsche Forscher Ernst Freiherr Stromer von Reichenbach erste Knochen in der Sahara entdeckt. Er brachte sie nach München, wo die Fossilien 1944 bei einem Bombenangriff der Alliierten zerstört wurden. Den Durchbruch brachte jetzt ein neuer Fund aus Marokko, bestehend aus Teilen eines Schädels, der Wirbelsäule und des Beckengürtels. Zusammen mit den Aufzeichnungen von Ernst Stromer, die Nizar Ibrahim im Familienschloss der Stromer von Reichenbachs unweit von Nürnberg entdeckt hatte, gelang es, im Computer ein dreidimensionales Modell des schwimmenden Sauriers zu erstellen. Es misst gut 15 Meter - drei Meter mehr als der mächtige Tyrannosaurus Rex, der 30 Millionen Jahre später das Land unsicher machte.

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