Was ist Liebe?
Seit Jahrhunderten mühen sich kluge Menschen damit ab, die Liebe in wissenschaftliche Schemata zu pressen. "Sie ist die wichtigste Emotion für unser Wohlbefinden", formuliert der Psychologe Ulrich Mees vorsichtig.
Ähnlich distanziert gehen Biologen die Frage an, wenn sie Verliebte und kopulierende Paare in Kernspintomografen zwängen, ihnen Elektroden anstecken und Blut abnehmen. Die Technik enthüllt dann, welche Hirnregionen besonders aktiv sind, wenn wir an einen geliebten Menschen denken. Sie gehören zum Belohnungssystem. Liebe wäre damit für das Gehirn nichts anderes als Kokain oder Schokolade.
Beim ersten Flirt, in einer langjährigen Beziehung und während der Schwangerschaft sorgt jeweils ein fein abgestimmter Hormonmix aus Adrenalin, Dopamin, Vasopressin und Oxytocin dafür, dass Liebe entflammt oder Vertrautheit wächst. Bekannt ist auch, dass Liebe das Immunsystem stärkt. Sie ist geradezu lebensnotwendig: Kinder, die keinerlei Zuwendung erfahren, verkümmern mental und emotional und sterben oft
sogar.
Wissen wir also, was Liebe ist? "Unabhängig davon, wie gut es der Wissenschaft gelingen wird, die Biologie der romantischen Liebe aufzuklären - das Geheimnis dieser Leidenschaft wird sie nie zerstören können", schreibt die Anthropologin Helen Fisher.
Text: kabl / Foto: dpa