Deutscher Astronaut:Schlegel ist draußen

Der deutsche Astronaut Hans Schlegel hat seinen Außeneinsatz auf der Internationalen Raumstation ISS begonnen. Diesmal haben ihn keine medizinischen Probleme am Ausstieg gehindert.

Sein erster Außeneinsatz konnte aus medizinischen Gründen nicht stattfinden, doch jetzt hat er es geschafft: Der deutsche Astronaut Hans Schlegel hat die Internationale Raumstation zusammen mit seinem US-Kollegen Rex Walheim verlassen, um einen neuen Stickstofftank für das äußere Kühlsystem der ISS zu installieren.

Der Einsatz soll rund sechseinhalb Stunden dauern. Mithilfe eines riesigen Roboterarms werden die beiden den neuen Tank aus der Ladebucht der Atlantis holen und den alten leeren Tank ersetzen.

Schlegel ist nach Thomas Reiter der zweite Deutsche, der nur durch einen Raumanzug geschützt ins All geht. Der Außeneinsatz hat um 15.35 Uhr MEZ beginnen.

"Ich fühle mich wirklich großartig, aber auch ängstlich", hatte der 56-Jährige dem US-Fernsehsender CBS zuvor gesagt. Zur Art seiner Krankheit, die ihn an seinem ersten Ausstieg gehindert hatte, wollte sich Schlegel nicht äußern. "Medizinische Probleme sind privat, sagte er im US-Fernsehen.

In einem LiveCall amerikanischer Medien zur ISS hatte er die Frage, ob er sein zu Hause vermisse, zurückgefragt: "Was ist zu Hause? Ich habe in Deutschland, Russland und Amerika gelebt. Ich denke, wir leben alle auf einer Erde. Und unsere Mission hier ist ein Schritt der Menschheit hin zu anderen Planeten, und vielleicht darüber hinaus. Mit Columbus habe die europäische Raumfahrt einen eigenen Außenposten im All bekommen.

Am Montag war statt Schlegel sein amerikanischer Kollege Stanley Love in den Raumanzug gestiegen und hatte die Aufgabe des Deutschen erledigt.

"Es war schon schmerzlich"

"Für mich persönlich war es schon schmerzlich", so Schlegel über die Absage seines ersten Weltraumaufenthaltes. Da jedoch andere die Entscheidung getroffen hätten, sei es kein Problem für ihn gewesen. "Und niemand war glücklicher als ich darüber, dass bei dem Außenbordeinsatz gestern alles so gut geklappt hat."

Bei dem Einsatz hatten Love und der US-Astronauten Rex Walheim und Stanley Love das Columbus-Labor an die ISS angedockt.

Am Dienstag hatten die Astronauten dann das Weltraumlabor geöffnet. Der Franzose Leopold Eyharts war als erster Astronaut in das 880 Millionen Euro teure Labor geschwebt. Inzwischen sind die Leitungen der Columbus für elektrischen Strom, Klimaanlage und Datenübertragung an die ISS angeschlossen. Nach Angaben der Europäischen Raumfahrtagentur ESA funktioniert das Labor problemlos.

"Wir haben Stromversorgung, Licht und das Computersystem", sagte Alan Thirkettle von der ESA. Bisher seien aber noch nicht alle Funktionen der Forschungseinheit aktiviert, erklärte Thirkettle.

Bis zur Aufnahme der Forschungsarbeiten wird es nach Angaben der NASA aber noch einige Tage dauern. Ausrüstung und Material für Experimente von der ISS müssen noch in die Columbus gebracht werden.

Das Labor bietet Platz für drei Astronauten und zehn Gestelle zum Experimentieren und soll zehn Jahre in Betrieb bleiben.

Im Mittelpunkt der Forschung sollen Versuche zur Mikroschwerkraft stehen. Die Experimente gelten als entscheidender Schritt zu weiteren Mondmissionen sowie bemannten Flügen zum Mars. Der Franzose Léopold Eyharts soll für insgesamt sechs Wochen im All bleiben, um erste Versuche vorzunehmen.

Columbus ist Europas erstes Labor für Langzeitforschung unter Weltraumbedingungen. Gesteuert wird es vom deutschen Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen bei München. Bisher hatten nur die USA und Russland ein eigenes Labor in der ISS. Im März soll das japanische Weltraum-Labor Kibo an der Internationalen Raumstation angebracht werden.

Ursprünglich sollte das Columbus-Labor bereits 2004 zur ISS gebracht werden. Doch nach dem tragischen Unfall der Raumfähre Columbia, bei der 2003 alle sieben Insassen ums Leben kamen, wurde das Projekt zunächst auf Eis gelegt. Für eine weitere Verzögerung sorgten im Dezember technische Probleme der Raumfähre Atlantis.

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