Der Weg der Ehec-Bakterien:Von Ägypten nach Bienenbüttel

Langsam schließt sich die Indizienkette: Der Hof in Niedersachsen, von dem aus kontaminierte Sprossen verbreitet wurden, hatte mit Ehec-Bakterien verseuchte Bockshornkleesamen aus Ägypten eingekauft. Die Zahl der Todesopfer ist inzwischen weiter gestiegen.

Markus C. Schulte von Drach

Die Suche nach dem Ursprung der Ehec-Epidemie in Deutschland ist um ein wichtiges Glied in der Indizienkette reicher. Mit Ehec-Bakterien verunreinigte Bockshornkleesamen aus Ägypten wurden offenbar auch von dem Biohof in Bienenbüttel bezogen, der als Verteiler der kontaminierten Sprossen gilt.

-

Die Ehec-Bakterien in Deutschland und Frankreich stammen offenbar aus Ägypten.

(Foto: AFP)

Erst gestern hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) berichtet, dass Bockshornkleesamen aus Ägypten eine wichtige Rolle sowohl in Deutschland als auch bei den Ausbrüchen im Raum Bordeaux, Frankreich, spielen.

Passend dazu bestätigte das Bundesamt für Risikobewertung, dass auch der Betrieb in Bienenbüttel mit den entsprechenden Samen aus dem nordafrikanischen Land beliefert wurde. "Allein Bockshornkleesprossen waren sowohl in der in Frankreich verzehrten Sprossenmischung, als auch in Sprossenmischungen des niedersächsischen Gartenbaubetriebs enthalten, welche in Deutschland mit Ehec O104:H4-Erkrankungen in Verbindung gebracht werden konnten", heißt es bei der Behörde.

Den Weg der Ware konnten die Behörden genau nachvollziehen. Demnach hatte der niedersächsische Gartenbaubetrieb im Frühjahr 2011 Samenchargen verwendet, die in den vergangenen zwei Jahren von einem Zwischenhändler in Ägypten eingekauft worden waren. In Frankreich gilt ebenfalls eine ägyptische Charge aus dem Jahre 2009 als Auslöser der Ehec-Ausbrüche.

Zwar konnte der gefährliche Darmkeim auf dem niedersächsischen Hof selbst noch nicht nachgewiesen werden. Dennoch ließen die epidemiologischen Untersuchungen den Schluss zu, "dass der Ausbruchserreger über die zur Sprossenproduktion genutzten Samen in den niedersächsischen Gartenbaubetrieb gelangt ist", betont das Bundesamt für Risikobewertung.

Das Robert-Koch-Institut hatte gemeinsam mit etlichen weiteren Experten Sprossen von dem Hof als wahrscheinlichen Auslöser der Epidemie mit inzwischen 48 Toten in Deutschland identifiziert. Allerdings konnte nicht ausgeschlossen werden, dass die Sprossen von einer mit Ehec-Bakterien infizierten Mitarbeiterin verunreinigt worden waren. Nun sieht es allerdings so aus, als hätte sie sich in dem Betrieb an den Bockshornkleesprossen infiziert.

Noch könne nicht ausgeschlossen werden, "dass auch andere Samenarten und -chargen durch unhygienische Produktionsbedingungen im Herkunftsland mit dem Ausbruchstamm kontaminiert wurden", warnt das BfR. Auch bestehe die Möglichkeit, dass bei Zwischenhändlern etwa während der Reinigungs-, Misch- oder Abfüllprozesse weitere Produkte verunreinigt worden seien. Deshalb rät das Amt Verbrauchern davon ab, Sprossen selbst zu züchten oder roh zu verzehren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: