Der Sternenhimmel im Dezember:Der Ozean der Stürme

Der Oceanus Procellarum auf dem Mond ist im Dezember besonders gut zu sehen. Anlass für einen Rückblick auf die Erforschung des Erdtrabanten mit irdischen Sonden.

Helmut Hornung

Am vergangenen Samstag ist der Rover Curiosity zum Mars gestartet. Wenn er im August kommenden Jahres sanft auf dem roten Erdnachbarn aufsetzt, wird er nach den Worten seiner Konstrukteure das größte und komplizierteste Vehikel sein, das jemals auf der Oberfläche eines anderen Planeten gelandet ist.

Sternenhimmel

Der Sternenhimmel von Anfang Dezember 21.30 Uhr bis Ende Dezember 19.30 Uhr.

Begonnen hatte die Rallye zu fremden Welten vor beinahe 46 Jahren. Damals, am 31. Januar 1966, schickten die Russen Luna 9 auf die Reise zum Mond. Geschützt durch einen Airbag, ging die unbemannte Sonde drei Tage später mit einer Geschwindigkeit von 54 Kilometern pro Stunde im Ozean der Stürme nieder. Vier Minuten nach dem ersten Kontakt mit der Oberfläche entfaltete sich das kugelförmige, knapp 100 Kilogramm schwere Landegerät wie eine Blüte und nahm Panoramabilder der Landschaft auf; sie zeigten eine Szene westlich der Krater Reiner und Marius.

Der Boden, so sagte ein Wissenschaftler damals auf einer Pressekonferenz, sei mit schokoladenfarbenen, porösen Steinen überzogen, die an Lava erinnerten. Die wichtigste Erkenntnis aber lautete: Der Untergrund ist hart genug, um schwere Landefahrzeuge zu tragen - und auch Menschen würden nicht im Staub versinken, der die gesamte Oberfläche bedeckt. Mitten im Kalten Krieg hatte die Sowjetunion im Wettlauf zum Mond einen Etappensieg errungen.

Dann aber kam es zu diplomatischen Verwicklungen. Einige Jahre zuvor, im September 1959, hatte Luna 2 als erste Raumsonde überhaupt den Erdtrabanten erreicht und war mangels Bremstriebwerken planmäßig auf ihm zerschellt. Um an diesem Erfolg keinen Zweifel aufkommen zu lassen, hatten die Sowjets die Funkfrequenzen der Sonde an das britische Radioobservatorium Jodrell Bank übermittelt. Tatsächlich bezeugten die Astronomen durch ihre Beobachtungen das historische Rendezvous im All.

Anfang Februar 1966 richteten sie erneut die 76-Meter-Antenne zum Mond und empfingen die unverschlüsselten Signale von Luna 9. Daraus bauten die britischen Forscher Bilder und veröffentlichten sie - unabhängig von den russischen Kollegen - im Wissenschaftsmagazin Nature. Daraufhin kündigte die UdSSR die Kooperation mit Jodrell Bank auf.

Der Ozean der Stürme (Oceanus Procellarum) umfasst eine Fläche von mehr als 400.000 Quadratkilometern und ist das größte aller "Mondmeere". Er ist bei Vollmond und bei abnehmendem Mond besonders gut zu sehen. Darin liegt auch der Schlüssel für den Namen. Denn nach einem alten Aberglauben bringt der abnehmende Mond schlechtes Wetter - und eben auch Stürme.

In diesem Monat lässt sich der als dunkler Fleck erscheinende Oceanus Procellarum vom 7. bis zum 19. Dezember mit bloßem Auge beobachten. Luna 9 blieb in dieser Region nicht der einzige irdische Späher: Auch Luna 13 landete dort, ebenso wie die beiden US-Gefährte Surveyor 1 und 3. Und schließlich hüpften die Astronauten von Apollo 12 im November 1969 dort im Känguru-Schritt herum.

Merkur zeigt sich vom 13. bis zum 25. Dezember als heller Lichtpunkt; in der Morgendämmerung steht der Götterbote tief am Südosthimmel. Am 23. Dezember gegen 7 Uhr leuchtet die schmale Sichel des abnehmenden Mondes südlich des Planeten. Venus strahlt in der Abenddämmerung über dem südwestlichen Horizont. Mars im Löwen geht Mitte des Monats gegen 23 Uhr auf. Jupiter wandert vom Widder in die Fische; obwohl er seine Opposition längst hinter sich hat und seine Helligkeit zurückgeht, ist er immer noch ein absoluter "Hingucker".

Saturn in der Jungfrau finden Frühaufsteher am morgendlichen Osthimmel. Uranus in den Fischen geht zum Jahresende vor Mitternacht unter. Neptun im Wassermann können wir im Lauf des Monats vom Beobachtungsprogramm streichen. In den Morgenstunden des 13. Dezember sollten besonders viele Geminiden vom Firmament fallen, die Experten rechnen mit stündlich 120 Sternschnuppen.

Deutlich flacher verläuft das Maximum der Ursiden in der Nacht zum 23. Dezember. Am 10. Dezember geht eine totale Mondfinsternis über die Himmelsbühne. Das Problem: Wenn der Vollmond über Deutschland aufgeht (Berlin: 15.49 Uhr, Hamburg: 15.58 Uhr, München: 16.18 Uhr), steht er gerade nicht mehr vollständig im irdischen Kernschatten; um 17.18 Uhr hat er ihn dann komplett verlassen. Die weiteren Phasen des Erdtrabanten: Erstes Viertel am 2., letztes Viertel am 18. und Neumond am 24. Dezember. Die Sonne passiert am 22. Dezember um 6.30 Uhr den Tiefpunkt ihrer Jahresbahn, der astronomische Winter beginnt.

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