Denkleistungen bei Tieren:Papageien beherrschen Logik wie Menschenaffen

Anhand von akustischen Signalen können Graupapageien komplexe logische Schlüsse ziehen. Bislang kannte man diese Fähigkeit nur von Menschenaffen und Menschen.

Thomas Wagner-Nagy

Graupapageien können anhand von akustischen Signalen komplexe logische Schlussfolgerungen ziehen und sind damit die erste Art neben Menschenaffen, bei der diese Fähigkeit nachgewiesen wurde.

Graupapageien begreifen Ursache und Wirkung.

Graupapageien können besser logisch denken als Hunde und Affen. Sie zeigen eine Leistung, die man sonst nur von Menschenaffen und Menschen kennt. Das zeigen Versuche von Wissenschaftlern um Christian Schloegl von der Universität Wien.

(Foto: dpa)

Das berichtet ein deutsch-österreichisches Forscherteam um Christian Schloegl im Fachmagazin Proceedings of the Royal Society B (online).

Die Biologen untersuchten sechs untrainierte Graupapageien aus einer Auffangstation. In einer von zwei Plastikboxen versteckten sie Walnussstückchen, die die Vögel finden sollten. In verschiedenen Versuchsreihen hob eine Testerin die verschlossenen Gefäße an und schüttelte sie vor den Augen der Papageien - mal beide Boxen, ein anderes Mal nur die gefüllte.

Schon bei den ersten Versuchen lagen die Vögel fast immer richtig und fanden das Futter. Der Erfolg auf Anhieb spreche für logisches Denken und mache Lerneffekte als Ursache unwahrscheinlich, so die Forscher. Auch in einem dritten Versuch, bei dem nur die leere Box geschüttelt wurde, schnitten die Vögel ähnlich gut ab.

Was banal klingt, ist eine beachtliche Leistung: Die Papageien mussten begreifen, dass ein lautloses Schütteln einer leeren Box entspricht, und nach dem Ausschlussverfahren den gefüllten Behälter auswählen.

Hunde sowie die meisten Affenarten versagen bei einem solchen Test. Auch der Mensch kann diese Aufgabe erst ab einem Alter von drei Jahren lösen.

Um auszuschließen, dass die Papageien einzig auf das Schüttelgeräusch reagierten, spielten die Forscher dieses in einem Kontrollversuch aus einem in der Nähe der Futterboxen versteckten Lautsprecher ab, während sie die leere Box anhoben, ohne sie zu schütteln.

Die Graupapageien ließen sich nicht in die Irre führen. Sie haben den Bruch in der kausalen Kette erkannt, folgern die Biologen. Zu ihrer Überraschung beobachteten sie jedoch, dass die Vögel nur dann glänzten, wenn die Boxen horizontal geschüttelt wurden.

Das Team vermutet, dass eine vertikale Bewegung das natürliche Kopfnicken der Papageien imitiert und sie so verwirrt haben könnte.

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