Datierung:Neues vom Turiner Grabtuch

Bisher sind Forscher davon ausgegangen, dass das Tuch aus dem Mittelalter stammt. Jetzt haben US-Wissenschaftler heraus gefunden: Das Gewebe ist viel älter.

Kein Ende der Spekulationen: Das weltberühmte Turiner Grabtuch, das der Legende zufolge den Gesichts- und Körperabdruck von Jesus zeigt, ist möglicherweise doch älter als bisher angenommen.

Turiner Grabtuch

Nach der Legende zeigt das Grabtuch die Abdrücke Jesu.

(Foto: Foto: dpa)

Der US-Forscher Raymond N. Rogers schätzt das Gewebe nach neuesten chemischen Analysen auf ein Alter von 1300 bis 3000 Jahren. Damit weise er Studien aus den 80er Jahren zurück, die von einer Entstehung des Tuchs im Mittelalter ausgingen, berichtet der britische Sender BBC.

Bei so genannten Radiokarbon-Analysen im Jahr 1988 sei nicht das ursprüngliche Gewebe analysiert worden, glaubt Rogers von der Universität von Kalifornien in Los Alamos.

Untersucht worden seien damals stattdessen Flicken, mit denen das Grabtuch im Mittelalter nach Brandschäden ausgebessert worden sei. Daher hätten die Forscher seinerzeit die Entstehung auf das Jahr 1260 bis 1390 datiert.

Dagegen habe Rogers das ursprüngliche Gewebe untersucht. Dabei habe er einen wesentlichen geringeren Anteil von Vanillin ermittelt als bei den Stoffproben, die 1988 analysiert worden seien. Vanillin entsteht beim Zersetzen des Holzstoffes Lignin. "Die Bestimmung des Vanillin-Verlustes deutet auf ein Alter des Gewebes von 1300 bis 3000 Jahren hin", schreibt Rogers laut BBC.

Das Grabtuch war erst vor drei Jahren restauriert worden. Dabei entfernten Experten etwa 30 Flicken, die Nonnen 1532 nach einem Brand über angeschwärzte Stellen genäht hatten. Der Streit über das Alter des 4,37 Meter langen und 1,11 Meter breiten Grabtuches dauert seit Jahrzehnten an.

Die Studie von Roger unterstützt ältere mikrobiologische Studien: Israelische Forscher hatten bei Untersuchungen des Tuches Pollen und Pflanzenabdrücke gefunden, die es um diese Zeit ausschließlich im Nahen Osten gegeben habe.

Die Originalstudie von Rogers ist im Journal Thermochimica Acta (Bd. 425, S. 189) veröffentlicht.

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