Darknet:Besser als sein Ruf

Dem geheimen Teil des Internets haftet ein schäbiger Ruf an. Dabei hat das versteckte Netz auch eine gute Seite: als zensurfreier und geschützter Raum.

Von Christoph Behrens

Illegal, verrucht, gefährlich: Das Darknet hat als dunkle Ecke des Internets keinen guten Ruf. Dabei ist der Grundgedanke ein guter: Zensurresistenz und Schutz der Kommunikation. Diese Ziele verfolgt etwa das TOR-Netzwerk ("The Onion Router"), das derzeit meistgenutzte Darknet-System. "Tor ist ein Instrument zum Grundrechtsschutz", sagt der Informatiker Hannes Federrath von der Uni Hamburg. Es sei "hochgradig wichtig, solche Angebote anzubieten" - etwa für Kritiker in autoritären Staaten. Zeitungen wie die Washington Post und der Guardian unterhalten im Darknet anonyme Briefkästen für Whistleblower. Tor-Adressen enden auf .onion, der Inhalt einer Webseite wird dabei über verschlüsselte Zwischenschichten bis zum Empfänger geleitet. Diese Zwiebelstruktur soll verschleiern, wer mit wem kommuniziert. Vermutlich ist das Darknet kleiner als angenommen. Eine Studie des King's College London fand nur 5200 reagierende .onion-Angebote. Auf etwa der Hälfte dieser "Hidden Services" genannten Seiten findet sich Illegales. Auf dem derzeit größten Marktplatz "Alphabay" erzielen Händler mit illegalen Substanzen rund 94 Millionen US-Dollar Umsatz pro Jahr. Tendenz steigend, doch bislang ein Bruchteil des Straßenhandels, der in Europa auf etwa 24 Milliarden Euro geschätzt wird.

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