CSU und Gentechnik:Durchsichtiges Manöver

Ob Genmais oder Genkartoffel: Viele Stammwähler der CSU sind gegen die grüne Gentechnik. Nun hat das auch die Partei gemerkt - und einen wenig glaubhaften Kurswechsel vollzogen.

S. Beck

Agrarindustrie und Wissenschaftler versuchen schon seit Jahren, den Menschen gentechnisch veränderte Lebensmittel aufzuschwätzen. Bisher waren ihre Bemühungen vergeblich: In Deutschland und den meisten anderen Staaten der EU ist die Skepsis gegenüber genmanipulierten Pflanzen auf den Feldern sogar noch gewachsen.

CSU und Gentechnik: Horst Seehofer in seiner Zeit als Bundeslandwirtschaftsminister bei der symbolischen Ernte einer herkömmlichen Kartoffel vorm Brandenburger Tor.

Horst Seehofer in seiner Zeit als Bundeslandwirtschaftsminister bei der symbolischen Ernte einer herkömmlichen Kartoffel vorm Brandenburger Tor.

(Foto: Foto: AP)

Sowohl Verbraucher, aber auch biologisch und konventionell wirtschaftende Bauern leisten gemeinsam Widerstand gegen die Züchtungen aus den Labors, von denen vor allem internationale Saatgut-Konzerne wie Monsanto profitieren, deren Risiken aber schwer abschätzbar sind.

Auch die CSU hat nun gemerkt, dass große Teile ihrer Stammwählerschaft auf dem Land die grüne Gentechnik pauschal ablehnen. Weil es sich die Partei nicht leisten kann, noch mehr Stimmen an die Freien Wähler zu verlieren, hat Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner notgedrungen einen Kurswechsel vorgenommen und den Anbau von Genmais in Deutschland untersagt.

Der Meinungsumschwung kommt freilich viel zu spät und wirkt wenig glaubhaft. Denn allen voran Aigners Vorgänger Horst Seehofer zählte während seiner Amtszeit als Agrarminister zu den großen Lobbyisten der grünen Gentechnik.

Jetzt drängt Seehofer als bayerischer Ministerpräsident sogar noch auf ein Verbot von genmanipulierten Kartoffeln. Das Vorgehen entspricht ganz seiner neuen Zickzack-Strategie, die stark am kurzfristigen politischen Nutzen orientiert ist.

Den Unmut der Forschung über den Umschwung kann die CSU vielleicht verschmerzen. Ob die Partei mit solch durchsichtigen Manövern aber das Vertrauen der Wähler zurückgewinnt, erscheint zweifelhaft.

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