Chemie:Ein Sensor gegen die Zeit

Chemie: Eine Szene aus dem Animationsfilm "Steamboat Willie" im Jahr 1928.

Eine Szene aus dem Animationsfilm "Steamboat Willie" im Jahr 1928.

(Foto: Disney Enterprises, Inc., Courte)

Schon winzige Mengen Schadstoffe lassen Original-Folien von Animationsfilmen altern. Ein Messgerät hilft nun dabei, Disney-Exponate zu schützen.

Von Marlene Weiß

Der Animationsfilm "Steamboat Willie" von 1928 gibt einigen Anlass, über die Vergänglichkeit zu sinnieren. Mickeys Freundin Minnie lässt darin Notenblätter fallen, die alsbald von einer Ziege verspeist werden, Mickey verliert nach allerhand Tierquälereien seinen Posten als Steuermann. Nichts im Film ist von Dauer, selbst am unverwüstlichen Mickey nagte bald der Zahn der Zeit, wenn auch in umgekehrter Richtung: In späteren Filmen sah Mickey von Mal zu Mal jünger aus, wie der Evolutionsbiologe Stephen Jay Gould 1979 in einem Artikel festhielt. Und auch Original-Folien wie die abgebildete, von denen "Steamboat Willie" einst abgefilmt wurde, altern. Sie leiden wie viele Kunstwerke schon unter winzigen Schadstoffmengen, die sie teils selbst emittieren. Filtermaterialien wie Aktivkohle in Schaukästen können solche Stoffe absorbieren, müssen aber rechtzeitig erneuert werden. Beim Feststellen des richtigen Zeitpunkts dafür kann ein hochsensibler Sensor helfen, den Forscher um Kenneth Suslick von der University of Illinois nun beim Halbjahrestreffen der American Chemical Society vorstellten. Er zeigt Schadstoff-Konzentrationen mit Punkten an, die ihre Farbe verändern. Als die Disney-Folien 2015 für eine Ausstellung nach China reisten, wurde der Sensor erstmals zur chemischen Überwachung der Exponate eingesetzt.

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