Biologisch abbaubarer Kunststoff:Eine saubere Alternative?

Manche Hersteller versuchen, vieles richtig zu machen und bekommen sogar Unterstützung von Umweltschützern. Doch auch biologisch abbaubarer Kunststoff belastet die Natur.

Katrin Blawat

Mehr Symbole, die ein reines Öko-Gewissen garantieren sollen, passen kaum auf einen Joghurtbecher. Bio-Siegel, WWF-Panda - und der Umriss eines Joghurtbechers, aus dem zwei grüne Blätter lugen: So wirbt die Firma Danone für ein Produkt, das sie seit kurzem in Bechern aus Biokunststoff verkauft.

Danone

Danone verkauft seit kurzem auch Produkte in Bechern aus Biokunststoff.

(Foto: Danone)

Das neue Material basiert nicht auf Erdöl, sondern auf Maisstärke. Aus ihr produzieren Bakterien Milchsäure, die dann chemisch zu langen Ketten verbunden wird. Fertig ist der Biokunststoff Polymilchsäure, kurz PLA.

Er ist einer der verbreitetsten Biokunststoffe, verwendet vor allem für Wegwerfartikel wie Verpackungen oder Einmalgeschirr. Der zweite wichtige Biokunststoff ist sogenannte thermoplastische Stärke, deren Rohstoffe aus Kartoffeln, Weizen oder Mais stammen. Daneben gibt es zum Beispiel die aus Bakterien gewonnenen Polyhydroxyfettsäuren (PHF). Gemeinsam ist allen drei Materialien, dass sie sowohl aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden als auch biologisch abbaubar sind.

Biologisch abbaubar - aber aus Erdöl

Selbstverständlich ist dies nicht. Manche Biokunststoffe sind zwar biologisch abbaubar, basieren aber dennoch auf Erdöl. Auch Materialien mit den umgekehrten Eigenschaften laufen unter dem Begriff Biokunststoff; eine verbindliche Definition gibt es nicht.

Zwar nehmen immer mehr Firmen die neuen Materialien ins Angebot auf, dennoch liegt ihr Anteil am gesamten Kunststoffmarkt bei weniger als einem Prozent. Die Produktionskapazität betrage derzeit knapp eine Million Tonnen im Jahr, meldet der Branchenverband European Plastics.

Viele Experten sehen die neue Plastik-Generation allerdings kritisch. "Es gibt mehr Probleme als Lösungen", sagt Maria Elander von der Deutschen Umwelthilfe. Eines davon ist vom Biosprit bekannt: Sollten sich Biokunststoffe tatsächlich zum Werkstoff der Zukunft entwickeln, werden große Flächen nötig sein, um Mais oder Weizen für die Plastikproduktion anzubauen - Flächen, die keine Nahrungsmittel mehr hergeben.

Vor allem aber kritisiert Elander, wie missverständlich für die Biomaterialien geworben wird. Ausdrücke wie "biologisch abbaubar" suggerierten, der Komposthaufen im eigenen Garten wäre der geeignete Entsorgungsort für die Tüte aus Biokunststoff.

In dem Glauben, dass sich alles von selbst auflösen würde, könnten Verbraucher dann ihren Müll noch unbekümmerter in der Landschaft verteilen. Dabei sind Materialien wie PLA zwar kompostierbar - aber nur unter bestimmten Bedingungen in Industrieanlagen. Einfach auf den Kompost hinterm Haus geworfen, verrottet auch eine PLA-Tüte jahrelang nicht.

Sogar industrielle Kompostieranlagen haben mit den vermeintlich "grünen" Materialien ein Problem: Viele Produkte aus Biokunststoff enthalten nach wie vor Plastik oder Zusatzstoffe, die auf Erdöl basieren. So besteht Agriplast, "der Kunststoff von der Wiese", zu einem Viertel aus herkömmlichem Plastik.

Einige Kommunen verbieten es, Bioplastik im Biomüll zu entsorgen. Die Gelbe Tonne sei ebenfalls keine gute Idee, sagt Elander, denn auch in den Recyclinganlagen führt PLA zu Störungen. Eigene Wiederverwertungsanlagen dafür gibt es nicht. So ist das größte Problem ausgerechnet die Entsorgung des Bioplastiks. "Am besten wirft man ihn in den Restmüll", sagt Elander.

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