Biologie:Zitteraal mit Special-Moves

Biologie: Zitteraale können ihre Stromschläge durch besondere Manöver verstärken

Zitteraale können ihre Stromschläge durch besondere Manöver verstärken

(Foto: Dick Thomas Johnson / Flickr / CC by 2.0)

Zitteraale schocken ihre Beute mit Stromstößen von 600 Volt. Doch da geht noch mehr - Biologen haben enträtselt, wie die Tiere extrem starke Schocks austeilen.

Von Jan Hellmut Schwenkenbecher

Ein Schock, 600 Volt, die Muskeln verkrampfen. Lähmung tritt ein. Nur wenig später ist die Beute geortet und verschluckt, die Jagd beendet. Zitteraale nutzen Stromschläge als Waffe. Zwei Drittel des bis zu zweieinhalb Meter langen Aal-Körpers bestehen aus Körperzellen, die elektrische Ladung speichern und als Stromstöße aussenden können.

Manchmal verbeißt sich der Aal aber auch zunächst im Opfer - meist wenn er größere Beutetiere wie Langusten angreift - und schlängelt sich anschließend um den Gegner herum, um dann erst seinen lähmenden Stromstoß auszusenden. Lange rätselten Biologen, wieso die Tiere dies tun. Nun entlarvte ein amerikanischer Wissenschaftler den Trick hinter dieser Angriffstechnik.

Wie Kenneth Catania von der Vanderbilt-Universität im Fachblatt Current Biology beschreibt, verstärkt der Aal damit den elektrischen Schock. Das Manöver bringt den Pluspol, der sich in seinem Kopf befindet, näher zum Minuspol im Schwanz. Das Opfer landet genau dazwischen. Sendet er nun seine Stromschläge aus, verdoppelt sich die elektrische Feldstärke, wie der Neurobiologe Catania mit Elektroden in Köderfischen nachgewiesen hat.

Mit besonderen Sinnesorganen durchs trübe Wasser

Mit diesem Trick können Aale größere Beute paralysieren. Daneben beobachtete Catania in seinen Experimenten einen weiteren Kniff, den Zitteraale auf der Pirsch nutzen. Da die Tiere in schlammigen Gewässern wie dem Amazonasbecken Südamerikas leben, stellt es sie vor eine große Herausforderung, ihre Beute überhaupt zu finden. Wie Catania im vergangenen Jahr zeigte, sendet der Zitteraal durch das Wasser gleitend kontinuierlich kleinere Stromstöße aus. Treffen die Schocks andere Fische, erzeugen deren Muskelkrämpfe Wellen im Wasser, die der Aal wahrnimmt.

Nun zeigte sich, dass die Sache noch subtiler ist. Wie Catania in der vergangenen Woche im Fachjournal Nature Communications berichtete, nutzen Zitteraale Rezeptoren, um elektrische Spannungen der betäubten Fische wahrzunehmen. Damit orten Aale auch flinke Fische, die weiter durchs Wasser treiben, nachdem der Stromschlag sie betäubt hat. Ohne die elektrische Ortung würde der Aal zur falschen Stelle schwimmen, denn die Wasserbewegungen gehen von dem Punkt aus, an dem der Schock die ersten Muskelkrämpfe beim Opfer ausgelöst hat.

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