Biologie:Europa hat jetzt einen Höhlenfisch

Höhlenfisch entdeckt

In einem weit verzweigten Höhlensystem entdeckte ein Taucher diesen unscheinbaren Fisch: eine Schmerle mit verkümmerten Augen.

(Foto: Jasminca Behrmann-Godel/dpa)

In einer schwer zugänglichen unterirdischen Quelle im Bodenseeraum entdecken Taucher den ersten europäischen Höhlenfisch.

Nur wenige Zentimeter groß und ziemlich farblos ist der erste in Europa entdeckte Höhlenfisch. Bereits im August 2015 schwamm die Schmerle dem Höhlentaucher Joachim Kreiselmaier ins Sichtfeld, als er mal wieder, wie so oft in den vergangenen 20 Jahren, die schwer zugängliche unterirdische Aachquelle im Bodenseeraum erkundete. Er machte ein Foto und zeigte es Biologen, die einen solchen Fisch zuvor noch nie gesehen hatten.

In der Fachzeitschrift Current Biology beschreiben die Konstanzer Limnologin Jasminca Behrmann-Godel und ihre Kollegen den Fund jetzt im Detail. In den kleinen Augen, der blassen Farbe und den vergrößerten Nasenlöchern erkennen die Wissenschaftler klar Anpassungen an das unterirdische Leben.

Kreiselmaier gelang es später sogar, einige der Tiere zu fangen. Das erlaubte den Forschern genauere Untersuchungen der Schmerlen. Genetische Analysen zeigten, dass der kleine Fisch vermutlich nach dem Ende der Würmeiszeit vor rund 20 000 Jahren aus der Donau in das Höhlensystem bei Aach im Kreis Konstanz einwanderte. Behrmann-Godel vermutet, dass damals einige Donau-Bachschmerlen mit Versickerungswasser eingeschwemmt wurden und sich in den Höhlen niedergelassen haben.

Bis zu der Fundstelle brauchen selbst geübte Taucher etwa eine Stunde, weil sie unter Wasser gegen die Strömung durch ein kompliziertes Labyrinth schwimmen müssen. Fachleute hatten mit Höhlenfischen eher in südlicheren Gefilden Europas gerechnet. Manche hatten bereits spekuliert, dass es keine solche Art nördlich des 41. Breitengrades geben könne, das ist etwa die Lage von Neapel.

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