Biologie:Der Bienentrick

Die südafrikanische Leuchterblume duftet nicht lieblich, sondern riecht nach "Biene in Gefahr". Mit diesem Geruch lockt sie bienenfressende Fliegen an, die sie in ihren Blüten einfängt und erst wieder freilässt, wenn die Insekten sie bestäubt haben.

Von Marlene Weyerer

Die südafrikanische kletternde Leuchterblume (Ceropegia sandersonii) erreicht ihre Bestäubung nicht wie viele andere Pflanzen, indem sie Insekten mit Nektar belohnt, sondern durch Täuschung. Sie sondert Stoffe ab, die den Geruch einer Biene in Gefahr imitieren ( Current Biology). Dadurch lockt sie sogenannte kleptoparasitische Fliegen an. Kleptoparasiten nutzen die Leistungen anderer Tiere zum eigenen Vorteil aus. Manche Vögel besetzen beispielsweise fremde Nester, die südafrikanischen Fliegen hingegen fressen Bienen, die zuvor von Spinnen oder anderen Räubern erlegt wurden. Genau diese Fliegen bestäuben wiederum die kletternde Leuchterblume. Vom Geruch nach toten oder verletzten Bienen angelockt, fliegen sie in die Blüte. Dort verfangen sie sich in den aufgerichteten Härchen der Pflanze und werden erst wieder aus ihrem Gefängnis freigelassen, wenn sie den Pollen, den sie tragen, abgegeben und neuen aufgenommen haben. Die kletternde Leuchterblume ist ein Beispiel für die vier bis sechs Prozent aller Pflanzen, die ihre Bestäubung mittels Täuschung erlangen.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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