Bildstrecke:Asketen und Scharlatane

Die Menschheitsgeschichte kennt viele Asketen. Für einige findet sich keine Erklärung, für andere darf plumper Betrug angenommen werden.

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Bruder Klaus

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Niklaus von Flüe

1467 verließ der schweizer Bauer Niklaus von Flüe seine Frau und zehn Kinder, um Einsiedler zu werden. Als Bruder Klaus widmte er sich dem Gebet und der Seelsorge in den umliegenden Dörfern. Nach eigener Darstellung nahm er während dieser Periode 19 Jahre lang nichts weiter zu sich als Quellwasser und das kirchliche Abendmahl - wobei nicht überliefert ist, wie groß die Hostie war. Niklaus von Flüe wurde 1669 selig und 1947 heilig gesprochen.

Foto: Stifung Bruder Klaus

Mahatma Ghandi

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Mahatma Ghandi

Der indische Freiheitskämpfer war einer der berühmtesten Asketen. Er ging stets barfuß, verbrachte wöchentlich einen Tag schweigend und legte 1906 - damals 37-jährig - ein Keuschheitsgelübde ab.

Gleichzeitig begann Ghandi immer stärker mit seiner Nahrung zu experimentieren. Mindestens 14 Fastenperioden werden berichtet, drei davon sollen 21 Tage gedauert haben. Ghandi setzte Hungern auch als politischen Protest ein, zuletzt im Alter von 74 Jahren, als er drei Wochen lang lediglich von kleinen Wasserschlucken lebte.

Foto: AP

Therese Neumann

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Therese Neumann

Die bayerische Bauernmagd "Resl von Konnersreuth" wurde als Zwanzigjährige bei einem Brand verletzt und war anschließend gelähmt und blind. Beide Symptome verschwanden später auf ungeklärte Weise.

Dafür zeigte Therese Neumann ab 1926 Stigmata. Von diesem Zeitpunkt an soll sie bis an ihr Lebensende 1962 nichts als die Kommunion zu sich genommen haben.

Während tausende Katholiken aus ihrer Heimat die Mystikerin verehren und ihre Seeligsprechung vorantreiben wollen, gibt es auch innerhalb ihrer Kirche Stimmen, die ihr "Wundersucht" vorwerfen.

2004 haben Münchner Kriminologen die Verbände, mit denen Therese Neumann ihre Stigmata bedeckt hatte, untersucht und festgestellt, dass das Blut mit hoher Wahrscheinlichkeit von ihr selbst stamme. Damit sei aber noch lange nicht ausgeschlossen, dass sie sich die Verletzungen selbst zugefügt habe, schreiben die Forscher. Ebenso könne die wahre Natur ihres Fastens nicht geklärt werden.

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Alexandrina Maria da Costa

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Alexandrina Maria da Costa

Die Portugiesin soll sich im Alter von 14 Jahren durch einen Sprung aus einem Fenster vor einer Vergewaltigung gerettet haben. Gelähmt überlebte sie den Sturz und widmete ihr Leben daraufhin dem katholischen Glauben. Allerdings "überwand" sie ihre Lähmung jahrelang jeden Freitag, um die Passionsgeschichte nachzuerleben.

1943 stellte sie das Essen ein und nahm nach eigenem Bekunden bis zu ihrem Tode - 13 Jahre später - lediglich das Abendmahl zu sich. Um die Behauptung, sie brauche keine irdische Nahrung, zu bestätigen, ließ sie sich 40 Tage lang in einem portugiesischen Krankenhaus untersuchen.

Ärzte bestätigten, dass sie während dieser Zeit nichts als die Eucharistie verzehrte. Vermutungen, dass da Costa von den Betreuerinnen oder ihrer Schwester Nahrung zugesteckt bekam, wiesen die Mediziner zurück. Die Portugiesin wurde von Papst Johannes Paul II. 2004 selig gesprochen.

Foto: Vatikan

Ellen Greve

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Ellen Greve

Die Australierin tritt unter dem Namen Jasmuheen auf und gehört zu den umstrittensten Figuren der Esoterikszene. In gut dotierten Vorträgen und Publikationen propagiert sie das "Lichtfasten", eine Ernährung von Luft und Sonne allein.

Greve behauptet von sich, sie könne monatelang mit nicht mehr als einer gelegentlichen Tasse Tee auskommen und erklärt das Phänomen unter anderem mit der Tatsache, dass ihre DNA zwölf Stränge habe und sie somit soviel Sauerstoff aus der Luft aufnehmen könne, dass sie keine herkömmliche Nahrung mehr brauche.

1999 erklärte sie sich bereit, ihre Nahrungslosigkeit vor den laufenden Kameras einer australischen Fernsehsendung zu beweisen. Der Versuch wurde auf medizinischen Rat bereits am vierten Tag abgebrochen. Greves Puls war auf das Doppelte ihres Normalwertes gestiegen, sie konnte nicht mehr klar sprechen und die Mediziner befürchteten ein Nierenversagen.

Greve führte ihr Scheitern darauf zurück, dass sie während der Fastenzeit teilweise in einem Hotel an einer vielbefahrenen Straße untergebracht war und somit nicht genügend saubere Luft zu ihrer Ernährung vorfand.

Greves Theorien wurden für mehrere Todesfälle von Extrem-Fastenden verantwortlich gemacht. Die Esoterikerin wies jedoch alle Anschuldigungen vor sich.

Foto: Lichtnahrung.org

Wiley Brooks

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Wiley Brooks

Was Ellen Greve für Australien ist Wiley Brooks für die USA. In seinem Lichtfasten-Institut bildet er ausgewählten Aspiranten für sehr viel Geld zum "wahren Lichtfaster" aus, was nach seiner Darstellung "ein mulitdimensionales Wesen" mit Edelmetallen im Blut ist.

Brooks verkündet auf seiner Homepage, seit mehr als 30 Jahren nichts gegessen zu haben. Dass ihn mehrere Zeugen in Fast-Food-Restaurants gesehen haben, begründete er damit, dass die Junk-Food-Diät ihm helfe, die Balance innerhalb der ihn umgebenden Junk-Kultur zu halten.

Foto: Breatharian Institute of America

Hira Ratan Manek

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Hira Ratan Manek

Der Inder begab sich dreimal in die Hände von Ärzten, um seine Behauptung bestätigen zu lassen, er brauche keine Nahrung. Die längste Beobachtung dauerte 411 Tage in den Jahren 2000 bis 2001. Das Experiment wurde allerdings von einem Arzt geleitet, der bekennender Anhänger des Jainismus ist, einer Religion, die Askese extrem hoch bewertet.

Foto: Solar Healing Center

Prahlad Jani

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Prahlad Jani

Prahlad Jani berichtete 2003, er habe seit 65 Jahren weder gegessen noch getrunken. Als Erklärung führte er ein Loch in seinem Gaumen an, aus dem eine Flüssigkeit ströme, die ihm als Nahrung diene.

Ein indisches Medizinerteam untersuchte den Fakir zehn Tage lang. In dieser Zeit soll er weder feste Nahrung noch Flüssikgeit zu sich genommen haben und keinerlei Ausscheidungen gehabt haben. Die Ärzte bestätigten auch den Austritt von Flüssigkeit aus einem Gaumenloch, offerierten als Erklärung jedoch lediglich: es handele sich möglicherweise um "etwas Göttliches". Die Untersuchung wurde von dem gleichen Jainisten geleitet, der die Askese des Hira Ratan Manek bestätigte.

Text: sueddeutsche.de/Berit Uhlmann/cmat

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