Atomkraftwerke:Mehr als 5000 Pannen

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Löcher in Kühlwasserbehältern, Stromausfall und Feuer: 50 Jahre Atomenergie bedeuten laut Greenpeace auch: 50 Jahre Zwischenfälle.

Rund 5700 Pannen in deutschen Atomkraftwerken hat es laut Umweltorganisation Greenpeace in den vergangenen 50 Jahren gegeben. Auslöser der als "meldepflichtige Ereignisse" klassifizierten Zwischenfälle waren unter anderem Kühlwasserleckagen und Löcher im Druckwasserbehälter, beschädigte Rohrleitungen und Ventile, totaler Stromausfall und Feuer sowie eine Wasserstoffexplosion nahe des Reaktordruckbehälters.

2007 brannte es im AKW Krümmel. (Foto: Foto: dpa)

"Jede dieser 5700 Pannen hätte zu einer Atom-Katastrophe führen können", sagte Greenpeace-Atomexperte Tobias Münchmeyer am Mittwoch anlässlich der Veranstaltung zum 50. Jahrestag des Deutschen Atomforums: "Die Risiken der Atomkraft haben sich durch alternde Reaktoren und neue Gefahren wie terroristische Anschläge deutlich erhöht".

Umweltminister Sigmar Gabriel kommentierte das Jubiläum mit den Worten: "50 Jahre Atomforum - das bedeutet ein halbes Jahrhundert Lug und Trug". Er fügte hinzu: "Die Propagandazentrale der Atomkonzerne steht wie kaum eine andere Institution für das bewusste Verschweigen, Verdrängen und Verharmlosen der Gefahren, die mit der kommerziellen Nutzung der Atomenergie verbunden sind".

Der Präsident des Atomforums, Walter Hohlefelder, warb dagegen erneut für eine Abkehr vom Atomausstieg. "Die friedliche Nutzung der Kernenergie hat zur Entwicklung von Wohlstand und Wohlfahrt unseres Landes beigetragen", erklärte er.

Bliebe es beim Ausstieg, würden in der nächsten Legislaturperiode sieben von 17 Atomkraftwerken abgeschaltet. "Dies würde nicht ohne negative Folgen für den Industrie- und Wirtschaftsstandort bleiben", erklärte der Verbandspräsident. Kernenergie und Erneuerbare Energien seien kein Gegensatz, beides werde gebraucht.

Die Ökostrombranche warnt ihrerseits vor Arbeitsplatzverlusten, falls Union und FDP nach der Wahl den Atomausstieg rückgängig machen. Zehntausende Jobs seien in Gefahr, erklärten die Deutsche Umwelthilfe und die Erneuerbare-Energien-Branche in einem gemeinsamen Appell. Derzeit arbeiten etwa 285.000 Menschen in der Branche der erneuerbaren Energien. In der Atombranche sind etwa 30.000 Menschen beschäftigt.

© sueddeutsche.de/AP/dpa/beu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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